Donnerstag, 13. März 2014

Unser größter Feind wohnt mit uns im selben Haus

3. Große Feinde unseres ewigen Seelenheils sind: die Welt und der Teufel; der größte Feind aber, den wir haben, ist unser Fleisch; weil dieser Feind in einem und demselben Hause mit uns wohnt. Der heilige Bernard sagt: „Ein Feind im Hause schadet am meisten".

Eine belagerte Festung hat keine ärgeren Feinde, als die im Innern derselben sind; denn es ist härter, sich vor diesen, als vor den anderen, die draußen sind, zu beschützen. Darum sagt der heilige Joseph Calasanzius: „Man muss den Leib nicht höher achten, als einen schlechten Abwischlappen  in der Küche." Und wirklich haben es die Heiligen mit sich selbst so gemacht.

Wie die Weltleute nur darauf sinnen und trachten, ihre Leiber mit sinnlichen Wollüsten zu vergnügen, so denken Seelen, welche Gott wahrh
aft lieben, bloß daran, wie sie ihr Fleisch, so oft es ihnen möglich ist, abtöten können.
Der heilige Petrus von Alcantara* pflegte zu seinem Leibe zu sagen: „Mein Leib! sei zufrieden; in diesem Leben will ich dir keine Ruhe lassen, von mir hast du nichts anders zu erwarten, als Pein und Qual: bis wir einst im Himmel sein werden, dann wirst du jene Ruhe genießen, die kein Ende haben wird."

Eben dies hat die heilige Maria Magdalena von Pazzis getan, welche, da ihr Leben schon zu Ende ging, sprach: sie erinnerte sich nicht, dass sie je irgend ein Vergnügen gehabt habe, außer in Gott. 

Lesen wir die Lebensgeschichten der Heiligen und betrachten wir die strengen Bußwerke, die sie geübt haben, und wir werden uns gewiss schämen, dass wir in Abtötung unseres Fleisches so zärtlich und behutsam sind. 

In dem Leben der heiligen Altväter ist zu lesen (Lib. 1 in vita S. Euphros), dass in einem großen Kloster die Klosterfrauen weder Obst noch Wein zu sich nahmen; einige nahmen von einer Abendzeit bis zur anderen keine Speisen zu sich, oder aßen erst nach zwei oder dreitägigem strengen Fasten sehr wenig; alle waren mit scharfstechenden Bußkleidern angetan, und schliefen auch in denselben. 
Dies verlange ich nicht von jedem Christen; aber was ist es denn Großes, wenn jemand sich von Obst und süßen Sachen enthält, und im Essen und Trinken sich einen Abbruch tut?

*Anmerkung: Der hl. Petrus von Alcantara ist bekannt für seine überaus strenge Abtötung. Er erschien der hl. Theresia von Avila, deren Ratgeber er gewesen war, kurz nach seinem Tod in unbeschreiblicher Glorie und ihr wurde offenbart, dass er diese aufgrund seiner strengen Bußwerke verdient habe.