Freitag, 7. März 2014

Rat und Beispiel der Heiligen zur Abtötung

12. Darum entschließe dich, christliche Seele! jene böse Neigung, die in dir vorherrscht, mit entschlossenem Willen zu überwinden. Ein entschlossener Wille kann mit der göttlichen Hilfe alles überwinden

Der heilige Franz von Sales war sehr zum Zorn geneigt; aber durch die Gewalt, die er sich angetan hat, wurde er ein Muster der Sanftmut und Freundlichkeit und, wie in seinem Leben zu lesen ist, zeigte dies in so vielen Fällen, in welchen er durch Gottes Zulassung mit Unbilden und Schmach überhäuft wurde

Ist dann eine Leidenschaft überwunden, so muss der Christ eine andere zu überwinden suchen; denn wenn auch nur eine in der Seele übrig bleibt, reicht sie hin, ihn in´s Verderben zu bringen. 
Der heilige Joseph Calasanzius sprach: "Auch wenn du alle anderen bösen Neigungen überwindest und nur eine einzige in dir herrscht, so wirst du stets in Unruhe leben."
Und der heilige Cyrillus schrieb: "Wenn man in einem Schiff ein kleines Loch im Boden desselben zuzustopfen außer acht lässt, auch wenn das Schiff ansonsten noch so fest ist, so wird es doch untergehen". Deshalb sagt der heilige Augustinus: "Hast du eine böse Neigung zu Boden geworfen, so tritt sie mit Füßen, und mache dich daran, eine andere zu bekämpfen, die dir Widerstand leistet."

Willst du heilig werden, so rate ich dir, deinen Beichtvater zu bitten, dass er dich jenen Weg führe, der ihm der beste scheint. Sag ihm, er möge dich in keiner Sache schonen, ja überall deinem Willen widersprechen, so oft er es für nützlich erachtet.* „Der gebrochene Wille* ist ein vollkommener Wille," hat ein großer Diener Gottes, der Cardinal Petrucci, geschrieben. 

Die heilige Theresia erzahlt, dass einer ihrer Beichtväter vorzüglich beflissen war, ihren Wünschen immer zu widersprechen und dieser Beichtvater, sagt sie, habe ihrer Seele am meisten genützt. 
Ferner schreibt die seraphische Jungfrau, dass der Teufel sie öfters versucht habe, diesen Beichtvater zu verlassen; so oft sie aber dem Einflüstern des höllischen Geistes Gehör gab, bekam sie von Gott einen bitteren Verweis: So oft ich mich entschloss
(schreibt die Heilige selbst), ihn zu verlassen, hörte ich in mir einen Verweis, welcher mir empfindlicher fiel, als jener des Beichtvaters.

*Anmerkung; in heutigen Zeiten, wo die Beichtväter inklusive der höchsten kirchlichen Hierarchie, geneigt sind, sogar schwere Sünde schön zu reden (z.B. Ehebruch, denn Ehebrecher werden heute genannt "wiederverheiratete Geschiedene"), wird es schwer sein, einen Beichtvater, wie den oben beschriebenen idealen zu finden. Aber bei Gott ist nichts unmöglich. Mit viel Gebet findet man, so Gott will, einen solchen.

** "Gebrochener Wille" bezieht sich hier auf den Willen seinen Leidenschaften und bösen Neigungen nachzugeben. Der Wille heilig zu werden und seine Leidenschaften unter Kontrolle zu bringen, soll natürlich nicht gebrochen werden.