Dienstag, 25. Februar 2014

Der Kampf geht lebenslang

3. Unser ganzes Leben muss ein fortgesetzter Kampf sein. Des Menschen Leben auf Erden ist ein steter Streit, spricht der fromme Job (7,1 ). Wer aber vor dem Feinde steht, muss die Waffen stets zur Verteidigung in den Händen haben, damit er sich schützen könne; denn wenn er nur einen Tag sich nicht verteidigt, so wird er an diesem Tage überwunden werden. 

Hierbei ist wohl zu merken, dass eine Seele dennoch nie gegen ihre verkehrten Neigungen zu kämpfen aufhören darf, wie viele Siege sie auch immer über dieselben davon getragen haben mag; denn sind auch die menschlichen Neigungen und Begierden öfters überwunden worden, so sind sie doch nie tot. 
„Seid versichert, schreibt der heilige Bernard, „wenn die Giftpflanzen unserer Leidenschaften auch abgeschnitten werden, so sprossen sie doch allezeit neu wieder hervor, und werden sie auch hinausgeworfen, so kehren sie immer wieder zurück." 
Aber, wenn wir stets gegen sie kämpfen, können wir hoffen zu erreichen, dass sie uns immerhin nicht mehr so oft anfallen und wir im Stande sind, sie leichter zu besiegen

Ein Mönch beklagte sich bei dem Abt Theodor, dass er nach einem achtjährigen Kampf, den er gegen seine bösen Neigungen geführt, dieselben nicht habe ausrotten können. 
Theodorus antwortete ihm: „Mein Bruder! du beklagst dich über einen achtjährigen Kampf; ich habe sechzig Jahre ein einsames Leben geführt und in so langer Zeit keinen Tag gehabt, wo sich nicht eine böse Neigung in mir erhoben und mich beunruhigt hätte." 

Die verkehrten Neigungen der Natur werden nie aufhören, uns zu beunruhigen; aber es ist, wie der heilige Gregor sagt, etwas anderes, die wilden Tiere um uns zu sehen, und brüllen zu hören, als sie im Herzen zu beherbergen und uns von ihnen aufzehren zu lassen.