Freitag, 7. Februar 2014

Freiwillige lässliche Gewohnheitssünden = weniger göttliche Erleuchtung

6. Die läßlichen, freiwilligen, Gewohnheitssünden setzen die Seele in Gefahr, zu Grunde zu gehen, und zwar erstens, weil sie die Seele zum Falle in die Todsünden geneigt machen und sie schwächen, daß sie den Versuchungen nicht widerstehen kann; wie wir bereits gesehen haben.
Zweitens, weil die läßlichen Sünden verursachen, dass die göttliche Hilfe ausbleibt. 

Wir brauchen nicht nur fortwährend das göttliche Licht für den Verstand, damit der Wille zum Guten bewegt werde; sondern auch den göttlichen Beistand für den Willen, damit dieser sich füge und den Bewegungen der Gnade gehorche. 
Außerdem bedürfen wir des immerwährenden Schutzes Gottes gegen die Macht der Hölle, sonst erliegen wir den Versuchungen des bösen Feindes, weil wir aus uns selbst nicht hinlängliche Kraft haben, zu widerstehen. 
Gott ist es, der uns diese Kraft verleiht, oder den Teufel hindert, auf uns mit jenen Versuchungen loszustürmen, von welchen wir überwunden werden würden.
Darum hat uns Jesus Christus zu bitten gelehrt: Führe uns nicht in Versuchung! das ist: Gott, bewahre uns von jeder Versuchung, in der wir unterliegen würden.

Was bewirken aber die läßlichen Sünden? Sie bewirken, dass uns diese Erleuchtung, die Hilfe, dieser göttliche Schutz mangelt, und zwar auf solche Weise, dass die Seele, weil sie dann verfinstert, schwach und trostlos ist, keinen Geschmack mehr an göttlichen Dingen finden und sich in irdische Sachen verwickeln wird, mit der großen Gefahr, deswegen die Gnade Gottes zu verlieren. 
Außerdem verursachen die läßlichen Sünden, dass Gott dem höllischen Feind gestattet, uns desto heftiger zu versuchen. 

Die Seele, welche gegen Gott sparsam ist, verdient wohl, dass auch Gott sie kurz und sparsam behandle. "Wer sparsam sät, erntet auch sparsam (2. Kor, 9,6). 
Der heilige Heinrich Suso sah in seinem Gesichte von den neun Felsen viele auf dem ersten Felsen stehen; er fragte, wer sie wären? und der göttliche Heiland antwortete ihm also: Das sind die Lauen und Faulen, denen es genügt, dass sie ohne Todsünde leben, und die damit allein ganz zufrieden sind. Auf die weitere Frage des Heiligen, ob jene selig werden würden, antwortete der Herr: Wenn sie ohne schwere Sünde sterben, so werden wohl sie selig; sie stehen aber in größerer Gefahr, als sie meinen; denn sie glauben, Gott und dem Fleische zugleich dienen zu können, was nicht vereinbar ist; und bei solchem Zustand in der Gnade Gottes zu verharren, ist sehr schwer.