Sonntag, 2. Februar 2014

Gute Christen sollen miteinander in den Tugenden wetteifern

11. Ein kräftiges Mittel zur Vollkommenheit zu gelangen, ist zuletzt, dass man sein Augenmerk auf solche richte, die in der Haltung der Gebote Gottes und der Kirchengebote und in der christlichen Zucht fleißiger und genauer sind, als man selbst, um sie in den besonderen Tugenden nachzuahmen, worin sie ein gutes Beispiel geben. —

 „Wie die Biene," sagt der heilige Abt Antonius, „aus verschiedenen Blumen Honig sammelt, so muss auch ein Christ von dem Beispiel der anderen Tugenden sammeln; von dem Einen die Eingezogenheit, von dem anderen die Liebe, von diesem den Eifer im Gebete, von jenem den öfteren Empfang der heiligen Kommunion, und so auch alle anderen Tugenden." Dieses ist das heilige Geschäft eines jeden guten Christen, nämlich anderen in den Tugenden, die sie üben, nachzufolgen, ja alle darin zu übertreffen. 

Die Weltleute wetteifern miteinander, wer aus ihnen größere Reichtümer aufhäufen, zu höheren Ehrenstufen gelangen und mehr irdische Freuden genießen könne; — gute Christen sollen miteinander darin wetteifern, einander in der Demut, Geduld, Sittsamkeit und Liebe zu übertreffen und darin wetteifern, Verachtung, Armut, Reinheit (d.i. Keuschheit) und Gehorsam mehr zu lieben; überhaupt soll unter ihnen ein heiliger Wettstreit sein, wer von ihnen Gott inniger liebt und Ihm mehr zu gefallen sucht. 

Auf dieses Ziel muss jeder seine Werke richten, zuerst um Gott zu gefallen und dann auch, um anderen ein gutes Beispiel zu geben, damit diese es sich zu Nutzen machen und Gottes Ehre befördern. So leuchte euer Licht vor den Menschen, auf dass sie eure guten Werke sehen und euern Vater preisen, Der im Himmel ist.  (Matth. 5, l6.)

Gebet.
O göttliches Herz meines Jesu; O Herz, voll Liebe zu den Menschen! erschaffen, uns 
zu lieben! wie ist es möglich, dass Du von den Menschen verachtet wirst? 

Ich Armseliger! auch ich bin eine jener undankbaren Seelen gewesen, die so viele Jahre in der Welt gelebt und Dich nicht geliebt haben. Verzeihe mir o mein Jesu! die große Sünde, dass ich dich nicht geliebt habe, Der Du so liebenswürdig bist, und mich so sehr geliebt hast, dass Du nicht mehr hast tun können, als Du getan, um mich zur Liebe zu Dir zu verpflichten. 
Ich hätte ewig verdammt zu werden verdient und Dich nicht mehr lieben zu dürfen, zur gerechten Strafe, dass ich so lange Zeit Deine Liebe verachtet habe. Aber nein, mein Jesus! lege mir alle Strafen auf, nur diese nicht! Verleihe mir die Gnade, Dich zu lieben, und mache mit mir was Du willst. Wie kann ich aber eine solche Strafe fürchten, da Du fortfährst, mir Dein süßes Gebot anzukündigen, Dich, meinen Herrn und Gott zu lieben? Du sollst den Herrn, deinen Gott, aus deinem ganzen Herzen lieben.
Du verlangst, ich soll Dich von ganzem Herzen lieben, und ich will nichts anderes. O liebreichstes Herz meines Jesu! Entzünde in meinem armen Herzen das glückselige Feuer, welches auf Erden anzuzünden Du gekommen bist. Vertilge alle unreinen Neigungen, die in mir leben, und mich hindern, ganz Dein eigen zu sei.
Mein geliebter Erlöser! verschmähe nicht, ein Herz wieder zu Deiner Liebe zuzulassen, das Dich einst so sehr betrübt hat! Lass nicht zu, dass ich künftig auch nur einen Augenblick ohne Deine Liebe lebe, da Du mich so sehr geliebt hast. O Liebe meines Jesu! Du bist meine Liebe. Ich hoffe, dass ich Dich allezeit lieben werde; diese Liebe zwischen mir und Dir wird in Ewigkeit nicht mehr aufgelöst und getrennt werden. — 
O Maria! Mutter der schönen Liebe! Du, die Du so sehr verlangst, dass dein Sohn geliebt werde, verbinde mich mit Jesu so eng und so fest, dass ich ganz Sein eigen werde, wie Er es verlangt.