Samstag, 30. August 2014

Auswirkungen von Unmäßigkeit beim Essen

2. Wie viele haben wegen der Gefräßigkeit ihre Seele verloren? 
In der Cistercienser Chronik wird erzählt, dass der heilige Bernard  eines Tages einen Novizen mit Namen Achardus zu sich rief, und auf einen andren Novizen deutete, der noch am selben Tag aus dem Kloster fliehen würde und trug ihm auf, jenem, sobald er ihn fliehen sah, nachzugehen und und ihn anzuhalten. Wirklich sah Achardus in der folgenden Nacht einen Teufel, der sich dem bezeichneten Novizen nahte, und ihn zur Esslust versuchte, indem er ihm ein gebratenes Huhn an die Nase hielt. 
Da wachte der Unglückliche auf, gab der Versuchung nach, nahm seine Kleider und machte sich auf den Weg, um aus dem Kloster zu entfliehen. Achardus holte ihn ein, aber vergebens; der Unglückselige, von der Lust zu essen überwunden, wollte in die Welt zurückkehren, wo sein Leben auf unselige Weise endete.

3. So lasst uns auf der Hut sein, damit wir nicht von diesem Laster überwunden werden. 
Der heilige Augustinus sagt, es sei zwar notwendig, dass man zur Erhaltung des Lebens Speise zu sich nehme; man müsse sie aber nehmen, wie man Arzneien zu nehmen pflegt, nämlich nicht mehr als notwendig ist. 

Die Unmäßigkeit im Essen bringt dem Leib und der Seele großen Schaden. Was den Leib anbelangt, ist es gewiss, dass die meisten Krankheiten von unmäßigem Essen verursacht werden. 
Die Krankheiten des Leibes sind jedoch nur das kleinere Übel; ein viel größeres ist die Krankheit, welche sich die Seele dadurch zuzieht. Das Laster der Unmäßigkeit im Essen verfinstert den Verstand, wie der hl. Thomas von Aquin erklärt (S. Thom 2,2. quaest. 148. a. 6.) und macht ihn zu geistlichen Übungen und besonders zum Gebet untauglich.

Wie Fasten die Seele zur Betrachtung Gottes und der ewigen Güter fähig macht, so macht die Unmäßigkeit sie hierzu untüchtig. 


Der heilige Johannes Chrysostomus sagt: "Wer den Bauch voll hat, gleicht einem schwer beladenen Schiff, das sich nur mit Mühe bewegen kann, und in großer Gefahr schwebt, zu Grunde zu gehen, wenn sich ein Sturm der Versuchungen erhebt."


Freitag, 15. August 2014

Von der Abtötung der Esslust

1. Der heilige Andreas Avellinus sagte: „Wer den Weg der Vollkommenheit antreten will, muss den Anfang damit machen, dass er mit besonderem Fleiße die Esslust abtöte." 
Und lange zuvor sagte der heilige Papst Gregor: „Man erhebt sich nicht zum geistlichen Kampfe, wenn man nicht zuvor die Esslust bezwungen hat."

P. Rogacci schreibt, dass die äußere Abtötung vor allem in der Abtötung des Geschmackes bestehe.

Aber das Essen ergötzt an sich schon den Geschmack, wird jemand denken, soll man also nicht mehr essen? Nein, man muß essen: weil Gott will, daß wir auf diese Weise das Leben des Leibes erhalten, damit wir Ihm dienen, so lange Er uns auf dieser Erde lassen will; wir müssen uns aber den Leib so zu erhalten trachten, aber, nach den Worten des P. Vincentius Caraffa in der Weise, wie es ein Monarch machen würde, der die halbe Welt im Besitz hätte, und täglich dennoch öfters mit eigener Hand sein Pferd putzen müsste. Wie würde dieser dieser Aufgabe nachkommen? Wohl mit Unlust, und er würde es so geschwind machen, wie es ginge. 

Der heilige Franz von Sales sagte: "Man isst, damit man lebe; man lebt nicht, damit man esse." Es scheint, als lebten viele nur, um zu essen, wie die unvernünftigen Tiere.

„Der Mensch weder geistig, noch vernünftig," sagt der heilige Bernard, „der die Speisen liebt, wie sie die unvernünftigen Tiere lieben." 
So hat es unser unglückseliger Stammvater Adam gemacht, der, um einen Apfel zu essen, dem unvernünftigen Tier gleich geworden ist, "Hätten die Tiere", sagt der heil. Bernhard, "Vernunft gehabt und den Adam gesehen, wie er, wegen der niedrigen Lust, einen Apfel zu essen, Gottes und seines ewigen Heils vergisst, sie würden gesprochen haben: Sehet! Adam ist ein unvernünftiges Tier geworden!" 

Daher sagt die heilige Katharina von Siena: Wer im Essen nicht abgetötet ist, kann unmöglich die Unschuld bewahren, welche Adam infolge der Esslust verloren hat. 
Welch ein Elend ist es, wenn man Christen sieht, deren Gott, wie der heilige Paulus sagt, ihr Bauch ist. (Phil. 3,19)


Donnerstag, 14. August 2014

Von der Eingezogenheit im Reden (II)

Begegnet dir Widerspruch oder Spott, so zürne nicht. Wenn der heilige Franz Regis sah, dass seine Gefährten zur Zeit der Gemütserholung mit ihm Kurzweil treiben und ihn necken wollten, setzte er den Scherz ganz heiter fort

Fünftens erfordert auch die Eingezogenheit, dass man mit gemäßigter und nicht mit lauter Stimme rede, damit andere nicht gestört werden, wie der heilige Ambrosius bemerkt.


Sechstens muss man auch im Lachen zurückhaltend und mäßig sein. Der heilige Gregor erzählt, dass die Muttergottes zu einer frommen Jungfrau, Musa genannt, erschienen sei, und sie ermahnt habe, dass sie sich des Lachens mehr enthalten soll, wenn sie ihr gefallen wolle. Dieses bezieht sich auf unmäßiges Gelächter, wie der 
heilige Basilius sagt: „Wer sich der Frömmigkeit befleißen will, muss sich vor unmäßigem Lachen hüten."

Übrigens ist, wie dieser Heilige beifügt, ein mäßiges Lachen, welches die Heiterkeit des Gemütes zeigt, keineswegs gegen den Anstand oder die Frömmigkeit. Man soll eingezogen und andächtig, nicht aber niedergeschlagen und traurig aussehen, weil dieses die Frömmigkeit in Verruf bringt, indem es andere zu dem Verdacht veranlasst, als gebe die Heiligkeit keineswegs Frieden und Fröhlichkeit, sondern nur Betrübnis und Schwermut. Ist man aber fröhlich und vergnügt, so macht dies anderen Mut, sich auch der Frömmigkeit zu befleißen. 
Einst verließen zwei Hofherren eines Monarchen die Welt und blieben in der Wüste, weil sie die Fröhlichkeit eines Mönches der in wilder Einöde lebte, so beeindruckte. 

Siebentens soll man nicht ohne Not von weltlichen Sachen reden, wie z. B. von Festlichkeiten, Tänzen, Schauspielen, prächtigen Kleidern; man soll auch nicht vom Essen reden, außer man isst gerade. Der heilige Franz von Sales pflegte zu sagen: Ehrbare Leute denken nicht an die Tafel, außer wenn sie dabei sitzen. 

Wenn gottesfürchtige Christen hören, dass man von schädlichen oder unnützen Sachen redet, so versuchen sie, nützliche Gespräche über Gott anzufangen, wie es der heilige Aloisius Gonzaga zu machen pflegte, der alle Tage eine halbe Stunde etwas aus dem Leben eines Heiligen oder aus einem anderen andächtigen Buche las, damit er einen Stoff hatte, um zur Zeit der Rekreation mit seinen Brüdern von geistlichen Sachen zu reden. 
Standen, diejenigen, mit denen er umging unter ihm, so fing er zuerst heilige Gespräche an. Priestern aber und denen, die höher standen als er, als er, trug er geistliche Fragen vor, als wollte er sich unterrichten, und auf solche Weise fing er Gespräche von Gott an. 
So bemerkte jeder, der mit ihm umging, dass er keine Lust habe, von anderen Dingen zu reden. 

Ein Sprichwort sagt: Die Zunge bewegt sich dorthin, wo der Zahn schmerzt, das heißt so viel wie, jeder redet gern von dem, das er liebt. Wer eine große Liebe zu einer Sache trägt, redet davon. 
Der heilige Ignatius Loyola schien von nichts reden zu können, als von Gott; daher wurde er "der Pater, der allezeit von Gott redet", genannt. 

Mittwoch, 13. August 2014

Eingezogenheit im Reden - Teil I

11. Vor allem muss man im Reden eingezogen sein, sich aller uneingezogenen und unziemlichen Worte enthalten; weil alle Worte, die nach der Eitelkeit der Welt riechen, sich für einen nach der Vollkommenheit trachtenden Christen nicht schicken. 

Der heilige Basilius sagt: "Wenn leichtfertige Menschen grobe, ausgelassene Reden führen, gibt niemand darauf Acht, weil solche Worte Leuten dieser Gattung eigentümlich sind. Wenn aber eine Person, welche Gott zu lieben und vollkommen zu werden verlangt, nur ein Haar breit von ihrer Pflicht abweicht, so merken es gleich alle."

In Bezug auf den Umgang mit anderen sind mehrere Dinge zu beobachten, damit die Eingezogenheit im Reden beibehalten werde:

Erstens muss man alles Murren und Klagen, auch in gerechten Dingen, vermeiden. 

Zweitens: wenn andere reden, muss man nicht darein reden und ihre Rede unterbrechen. Unterbrich niemanden mitten in seiner Rede, sagt der heilige Geist. (Ecclesiasticus 11,8).*
Wie unanständig ist es, wenn ein Mensch stets allein reden will, und wenn die anderen nur ein Wort sagen, er ihnen gleich das Wort aus dem Munde nimmt, wodurch er seine Hoffart an den Tag legt, dass er allein alles wissen, und ein Meister aller sein wolle, welches dann für diejenigen sehr beschwerlich ist, die mit einem solchen Menschen Umgang pflegen müssen. 
Es geziemt sich, von Zeit zu Zeit etwas zu reden, wenn man zur Gemütserheiterung mit anderen zusammen ist, besonders wenn die anderen schweigen; denn, wenn alle schweigen würden, so würde der Zweck der Erheiterung verfehlt. Jedoch fordert die Eingezogenheit, besonders von jungen Leuten, dass sie nur so viel reden, als der Zweck der allgemeinen Erheiterung verlangt, und dass sie mehr zuhören, als reden.

Drittens muss man sich aller Scherzreden und Anspielungen auf die Fehler anderer enthalten, weil dies beleidigen könnte. Denn ist es auch nur ein Scherz, so missfällt er doch demjenigen, von dem die Rede ist.

Viertens soll man nichts zum eigenen Lobe reden, und wird man von anderen gelobt, so erhebe man das Gemüt zu Gott und suche das Gespräch auf etwas anderes zu lenken.


* Ausnahmen sind wohl, wenn einer nur sündhaftes Zeug redet. Beleidigungen Gottes muss sich kein Christ ohne Unterbrechung des so Fehlenden anhören, im Gegenteil. 
Gerade hier gilt die Regel dass man den Umgang mit lasterhaften Menschen meiden muss.


Dienstag, 12. August 2014

Eingezogenheit in Kleidung und Gang

9. Wir müssen die Eingezogenheit nicht nur im Sehen, sondern in unserem ganzen Tun und Lassen, besonders in der Kleidung, im Gang, im Reden und in ähnlichen Dingen beachten.

Bezüglich der Eingezogenheit in der Kleidung: Um als frommer Christ in den Kleidern eingezogen und züchtig zu sein, muss man keineswegs in Lumpen gehüllt sein und schon gar nicht unsauber gekleidet sein. 
Es ist andererseits gewiss wenig erbaulich, wenn Personen, die für fromm gelten wollen, kostbare Ringe, teure Kleider und auffallenden Putz tragen.

Der heilige Cyprian sagt: "Jungfrauen und Frauen, die mit Gold, Edelsteinen und Halsbändern geschmückt sind, verlieren allen Schmuck der Seele."

Worin besteht aber der wahre Schmuck christlicher Frauen und Jungfrauen? 
Die Antwort gibt uns der heilige Gregor von Nazianz: "Die Zierde der Frauen soll sein, dass sie ein frommes Leben führen, dass sie oft im Gebet mit Gott reden, dass sie, um den Müßiggang zu fliehen, fleißig arbeiten, die Augen und die Zunge durch Eingezogenheit und Stillschweigen im Zaume halten." 

10. Von der Eingezogenheit im Gang sagt der heilige Basilius: Damit der Gang sittsam sei, muss er ernst, weder zu eilfertig, noch zu langsam sein. 

Montag, 11. August 2014

Die Eingezogenheit der Augen lehrte vor Allen der göttliche Heiland

8. Der heilige Ambrosius sagt: "Die Eingezogenheit heiliger Menschen ist für viele eine kräftige Ermahnung, sich zu bessern." „Wie schön ist es," setzt er hinzu, „daß du Anderen schon durch dein Erscheinen nützt.

So wird von dem heiligen Bernardin von Siena erzählt, dass er, noch bevor er in den Ordensstand getreten war, durch seine Gegenwart den Mutwillen frecher Jünglinge im Zaume gehalten habe, welche, wenn sie ihn kommen sahen, sogleich zu einander sagten: "Still! Bernardin kommt!" worauf alle sogleich ruhig waren, oder ein frommes Gespräch anfingen. 
Der heilige Gregor von Nissa berichtet von dem heiligen Ephrem, der durch sein bloßes Erscheinen andere zur Andacht bewog und keiner ihn ansehen konnte, ohne gerührt zu werden und sich zu bessern.

Auch vom heiligen Bernard wird erzählt, dass Papst Innozenz II., der ihn zu Clairveaux besuchte, sowie auch die Kardinäle bis zu Tränen geehrt wurden, als sie die Eingezogenheit 
des Heiligen und seiner Gefährten sahen, welche mit zur Erde geschlagenen Augen da standen

Ferner erzählt Surius von dem heiligen Mönche und Märtyrer Lucianus noch viel Bewunderungswürdigeres; nämlich dass dieser Heilige bloß durch seine Eingezogenheit die Heiden zum heiligen Glauben bekehrt habe, so dass Kaiser Maximilian, der dies wusste, als er den Heiligen zu sich berief, aus Furcht, er möchte, wenn er ihn sehen würde, ein Christ werden, ihn nie hat ansehen wollen, und deshalb zwischen sich und dem Heiligen einen Vorhang anbringen ließ, und auf diese Weise mit ihm geredet hat. 

Diese Eingezogenheit aber lehrte vor Allen unser göttlicher Heiland, indem, nach der Bemerkung eines gelehrten Schriftauslegers, die heiligen Evangelisten es immer sagen, wenn Jesus Christus bei einigen Gelegenheiten die Augen erhob. Und Er erhob Seine Augen auf über Seine Jünger (Luk. 6,20). Da nun Jesus Seine Augen aufhob (Joh. 6,5); ist ein Beweis, dass er dass Er gewöhnlich die Augen niedergeschlagen gehalten habe. Deshalb pries auch der Apostel die Eingezogenheit unseres Herrn und schrieb an die Jünger: Ich bitte euch durch die Sanftmut und Eingezogenheit Christi (2. Kor. 10,1).

Der heil. Basilius sprach Folgendes zu seinen Mönchen: "Meine Söhne! wenn wir die Seele gen Himmel erheben wollen, so müssen wir die Augen zur Erde gewendet halten. Darum sollen wir früh morgens, wenn wir vom Lager aufstehen, mit David sogleich unsere Seufzer zu Gott schicken und beständig rufen: 
Wende meine Augen ab, dass sie nicht Eitelkeit sehen (Psalm 118,37). 



Samstag, 10. Mai 2014

Über die "Eingezogenheit der Augen"

Anmerkung: "Eingezogenheit der Augen" bedeutet, nicht überall vorwitzig und neugierig umherzusehen, sondern sich idealerweise mit Gedanken an Gott zu beschäftigen.

7. Außerdem ist zu merken, dass die Eingezogenheit der Augen nicht nur zum eigenen Fortschritt in der Tugend, sondern auch zur Erbauung des Nächsten notwendig ist. Gott allein sieht in unser Herz; die Menschen sehen nichts als unsere äußern Werke, und werden dadurch entweder erbaut oder geärgert.

Aus dem Angesichte erkennt man den Mann. (Ekklesiasticus 19,26)*. Der fromme Christ muss ein brennendes und leuchtendes Licht sein
, wie das Evangelium des heiligen Johannes sagt (Joh. 5,35). Er muss eine Fackel sein, die im Herzen vor göttlicher Liebe brennt, und durch Eingezogenheit jedem, der ihn betrachtet, leuchten.
Er soll bedenken, was der Apostel seinen Jüngern geschrieben hat: Wir sind der Welt, den Engeln und den Menschen zum Schauspiele geworden (I. Kor 4.9). Und an einer anderen Stelle: Eure Sittsamkeit werde allen Menschen kund, denn der Herr ist nahe (Phil. 4,5). 

Wir Christen werden von den Engeln und von den Menschen genau beobachtet, daher muss unsere Eingezogenheit allen bekannt sein; wenn wir uneingezogen sind, werden wir in der Stunde ihres Gerichtes Gott strenge Rechenschaft geben müssen. Eine sittsame Person, welche die Augen stets niedergeschlagen hält, gereicht allen zur Erbauung und erweckt in uns heilige Gedanken. 

Bekannt ist , was der heilige Franz von Assisi einst getan hat: Er sagte zu einem Mitbruder, er wolle eine Predigt halten; ging hierauf mit ihm aus dem Kloster, und kehrte, nachdem er, lange mit zur Erde geschlagenen Augen herumgegangen, wieder in das Kloster zurück. Da fragte ihn sein Begleiter, wann er die Predigt denn halten werde. Der Heilige antwortete : Die Predigt ist gehalten worden durch die Eingezogenheit der Augen, die wir den Leuten zu betrachten gegeben haben. — 

Von dem heiligen Aloisius Gonzaga kann man lesen, dass während seines Aufenthaltes in Rom befand, die Studenten immer an der Klosterpforte warteten, wenn der Heilige aus und einging, um seine große Eingezogenheit und Sittsamkeit zu beobachten und zu bewundern. 

* siehe auch den Folgevers

Donnerstag, 24. April 2014

Was man jederzeit ansehen kann und was nicht

6. Die Freiheit der Augen hindert die Sammlung des Geistes zur Zeit des Gebetes; denn da werden alle gesehenen, und dem Geiste eingeprägten Gegenstande zum Vorschein kommen, und der Seele tausend Zerstreuungen verursachen. Und wer im Gebete Versammlung des Geistes genoss, der wird sie verlieren, sobald er mit den Augen herumschweifen wird. 


Es ist gewiss, dass eine christliche Seele, die nicht gesammelt ist, die Tugenden, wie z. B. Demut, Geduld, Abtötung und dergleichen, wenig üben kann; deswegen muss man sich hüten, und äußerliche Gegenstande nicht vorwitzig ansehen, denn sie ziehen von heiligen Gedanken ab. Auf jene Gegenstände soll man sehen, die uns zu Gott führen. 

Der heilige Bernard sagte: "Niedergeschlagene Augen helfen, das Herz gen Himmel zu heben, und himmlische Dinge zu betrachten." Der heilige Gregor von Nazianz schrieb: „Wo Christus mit seiner Liebe wohnt, da hat die Eingezogenheit ihren Wohnsitz."
Hierdurch will ich keineswegs sagen, dass man die Augen nie empor heben, nie eine Sache anschauen soll; man sehe jene Gegenstände an, die uns zu Gott führen, als da sind: heilige Bilder, die Felder, Blumen und dergleichen Dinge, weil diese schönen Geschöpfe uns erheben, den Schöpfer zu betrachten. 

Übrigens aber soll ein Christ seine Augen meist niedergeschlagen halten, besonders an Orten, wo sich denselben gefährliche Gegenstände darbieten können. Und wenn er mit Personen des anderen Geschlechts redet, muss er sie nie anschauen, und noch viel weniger sie eigentlich betrachten, wie wir oben von dem heiligen Franz von Sales ermahnt wurden.

Mittwoch, 9. April 2014

Der wiederholte Anblick Personen anderen Geschlechts schadet besonders

5. Aus diesem mag man ersehen, wie groß die Torheit und Vermessenheit derer ist, die, weit entfernt von der Heiligkeit eines Aloysius oder einer Clara, alle Gegenstände, die ihnen unter die Augen kommen - auch Personen des anderen Geschlechtes - frei und ungescheut anschauen und dennoch von den bösen Anfechtungen und von den Gefahren zu sündigen frei sein wollen. 

Der Abt Pastor wurde dafür, dass er eine Frau, die Ähren las, vorwitzig angesehen hatte, vierzig ganze Jahre lang von unreinen Anfechtungen geplagt. 
Der heilige Gregorius schreibt, dass die Versuchung, die den heiligen Benediktus nötigte seinen Leib in Dornen zu wälzen, daraus entstanden sei, weil er eines Tages eine Frau unvorsichtig angesehen.

Als der heilige Hieronymus sich in der Höhle zu Bethlehem befand, wo er unablässig dem heiligen Gebete oblag und seinen Leib mit strengen Bußwerken kasteite, wurde er dennoch von den Gedanken an Frauen 
beunruhigt, die er lange zuvor in Rom gesehen hatte. 

Wie wollen daher jene von solchen Versuchungen befreit sein, die alles und jedes ohne Ausnahme ansehen müssen und sogar öfters ansehen? 

"Nicht sowohl der Anblick, als der wiederholte Anblick," sagt der heilige Franz von Sales, "ist es, der uns schadet." Daher gibt der heilige Augustinus folgende Lehre: "Wenn es uns unwillkürlich geschieht, dass uns die Augen gleichsam entwischen und jemanden ansehen, sollen wir wenigstens mit den Augen nicht auf ihm haften.*
Der heilige Ignatius verwies es dem Pater Maranäus, dass dieser beim Abschied seine Augen auf ihn geheftet hielt. 
Es ist demnach unschicklich, den Leuten starr ins Gesicht zu schauen; ja, der Anblick von Personen des anderen Geschlechts kann sogar die große Gefahr der Einwilligung in eine Todsünde mit sich bringen.

"Es ist nicht erlaubt, dass anzusehen,was nicht erlaubt ist, zu verlangen." schreibt der heilige Gregor. Derlei böse Gedanken, welche durch das Sehen das Gemüt verwirren, hinterlassen immer, auch wenn man sie ausgeschlägt, in der Seele eine Makel. 

Als der Bruder Rogerius, aus dem Franziskaner-Orden, der von Gott mit einer ganz besonderen Gabe der Reinigkeit begnadigt worden war, eines Tages gefragt wurde, warum er sich des Anschauens der Frauen so sehr enthielte, antwortete er:
"Wenn der Mensch die Gelegenheit flieht, so bewahrt ihn Gott; wenn er sich aber freiwillig in Gefahr begibt, so verlässt ihn der Herr, und er fällt leicht in eine schwere Sünde".


*Die moderne Hirnforschung bestätigt die Aussagen oben über das, was man heute „visuelles Gedächtnis“ nennt, nur zwei Beispiele:
 und „Bilder sind Schüsse in das Gehirn“, so der Titel eines Buches über Werbefotografie. (Das Buch ist online zu lesen. Sehr interessante Fakten in dem Buch über die Art und Weise wie leicht  Bilder verarbeitet und erinnert werden: hier klicken)

Wie sich die Phantasie an erinnerten Bildern entzünden und zu neuen Begierden führen kann, eine Gefahr vor der Lehrer der christlichen Vollkommenheit immer gewarnt haben, ist heute ebenfalls "wissenschaftlich" untermauert.

Die meisten ahnen nicht einmal, wie sehr z.B. Werber die Erkenntnisse der Werbepsychologe benutzen. Mit Hilfe der modernen Medien- und Werbepsychologie kann man so leicht manipuliert werden, dass es gruselig ist. Ich erinnere mich noch an die Zeit, ab der es „unmodern“ wurde, wenn Hausarbeiten in der Werbung nur von Frauen gemacht wurde oder „Familie“ höchstens noch aus Vater, Mutter und einem Kind bestand. 

Mittlerweile sind wir schon viel weiter und nicht nur Coca-Cola bewirbt in seinen Werbespots das neue von der UN  verordnete "Idealbild": Eine "Familie" bestehend aus zwei Männern als "Väter". 
Auf das Video des Werbespots verlinke ich nicht, man muss es nicht gesehen haben. 

Allgemein gilt: Werbung preist beileibe nicht nur ein Produkt an, sondern bestimmt vor allem, welcher "Lifestyle" gerade "in oder "out" ist. 
Die meisten machen leider gerne nach, was sie sehen, besonders, wenn ihnen als Botschaft zusätzlich noch vermittelt wird, dass sie mit diesem oder jenem Produkt und entsprechendem Verhalten ganz "individuell" sind.



Dienstag, 8. April 2014

Wie es die Heiligen mit ihren Augen machten

4. Aus dieser Ursache sind die Heiligen so wachsam über ihre Augen gewesen, dass sie dieselben aus Furcht, sie könnten einen gefährlichen Gegenstand ansehen, beinahe allezeit niederschlugen, und sich sogar vom Anblick unschuldiger Gegenstände enthielten. 

Der heilige Bernard wusste am Ende seines Probejahre nicht, ob die Decke seiner Zelle getäfelt oder gewölbt sei. In der Klosterkirche, wo der Heilige als Novize lebte, waren drei Fenster; er aber wusste es nicht, weil er seine Augen nie von der Erde erhoben hatte. 
Als er einst beinahe einen ganzen Tag am Ufer eines Sees gegangen war, fragte er seine Reisegefährten, die von jenem See redeten, wo derselbe läge, denn er war hatte ihn nicht einmal bemerkt. 
Ebenso hielt der heilige Petrus von Alcantara die Augen so fleißig zur Erde niedergeschlagen, dass er nicht einmal seine Mitbrüder kannte, mit denen er umging; er kannte sie nur aus der Stimme, nicht aber von Angesicht. 

Noch viel vorsichtiger waren die Heiligen, Personen des anderen Geschlechtes anzusehen. Der heilige Bischof Hugo sah, wenn er mit Frauen redete, doch nie einer ins Gesicht.
Die heilige Clara wollte nie einem Manne in das Angesicht sehen. Als sie eines Tages ihre Augen erhob, um nach der Wandlung die heilige Hostie zu sehen, sah sie gegen ihren Willen das Angesicht des Priesters und ward deshalb sehr betrübt. 
Der heilige Aloisius war so sittsam, dass er nicht einmal seiner Mutter in das Angesicht sah. 

Von dem heiligen Arsenius wird erzählt, dass ihn in der Einöde eine vornehme Frau besuchte, damit er sie Gott anempfehlen möchte; als aber der Heilige merkte, dass es eine Frau wäre, hat er ihr den Rücken zugekehrt. Die Frau aber rief: Arsenius! weil du mich weder sehen noch hören willst, so gedenke doch meiner wenigstens in deinem Gebete! 
Nein, antwortete der Heilige, ich werde Gott bitten, dass ich deiner vergessen möge.





"Wer nicht will, dass die Feinde in die Festung dringen, muss die Tore verschließen"

3. Ein heidnischer Weltweiser, Seneca, meinte, dass Blindheit zur Erhaltung der Unschuld viel nütze. Wie Tertullian berichtet, hat daher hat ein anderer heidnischer Weltweiser, um sich vor aller Unlauterkeit zu sichern, sich freiwillig die Augen ausgestochen. 

Dies ist uns Christen freilich nicht erlaubt: wenn wir aber die Keuschheit erhalten wollen, so ist notwendig, dass wir sozusagen durch die Tugend blind werden, indem wir uns nämlich des Anschauens solcher Dinge enthalten, die in uns unreine Gedanken erwecken können. 

Der Heilige Geist sagt: Wende dein Angesicht ab von einem geputzten Weibe  und blicke nicht nach der Schönheit einer Fremden. 
Durch die Schönheit der Frauen sind schon viele zu Grunde gegangen und durch dieselbe entzündet sich die Begierde wie Feuer. (Ecclesiasticus, Buch Jesus Sirach, 9,8.9.)

Darum sprach der heilige Franz von Sales: "Wer nicht will, dass die Feinde in die Festung dringen, muss die Tore verschließen".


Sonntag, 6. April 2014

Wer seine Augen nicht bewacht, wird leicht in Unkeuschheit fallen

2. Darum sagt der heilige Hieronymus: „Der Teufel ist zufrieden mit dem Anfang." Es genügt dem bösen Geiste, wenn wir anfangen, ihm die Tür ein wenig aufzutun, denn dann wird er leicht Mittel finden, sie ganz zu öffnen. Einer Person des anderen Geschlechtes freiwillig und bedachtsam ins Gesicht sehen, ist ein höllischer Funke, der die Seele in den Untergang stürzen wird. Denn, sagt der heilige Bernard: „Die ersten Pfeile, die keusche Seelen treffen und nicht selten tödlich verwunden, dringen durch die Augen."

Durch die Augen ist König David gefallen, durch die Augen fiel Salomon, dessen Hand einst der Heilige Geist geleitet hatte. Und so viele andere sind der Augen wegen ewig zu Grunde gegangen! 


Bewahre daher die Augen, wenn du nicht einst trauern und weinen willst, mit dem Propheten Jeremias: Mein Auge hat mir mein Leben genommen (Klagel. 3,51),  durch die bösen Gedanken und Begierden, welche durch die Augen eingedrungen sind, habe ich meine Seele verloren. 

Darum ermahnt der heilige Gregorius: „Bezähme die Augen, sonst stürzen sie dich in die Sünde." Die Augen, die man nicht im Zaume hält, werden zu Krallen der Hölle, von denen die Seele mit Gewalt gezogen wird. "Wer einen gefährlichen Gegenstand ansieht," fährt der große Papst fort, "fängt an zu wollen, was er zuvor nicht wollte." 
Auf dasselbe deutet die heilige Schrift, da sie von Holofernes, der die Judith angesehen hatte, spricht: Ihre Schönheit nahm seine Seele gefangen (Jud. 16,11).

Wenn man dies alles bedenkt, ist es bei dem meist unmoralischen Inhalt von Fernsehfilmen, Kino, Internetangeboten usw. kein Wunder, dass es fast nur noch unkeusche Leute - Katholiken leider nicht ausgenommen - gibt. Der letzte Papst, der vor der großen Gefahr gewarnt hat, die Bild und Ton in sittlicher Hinsicht mit sich bringen können, war, so weit ich weiß, Papst Pius XII.

Schon die Kirchenväter, wie z.B. der hl. Johannes Chrysostomus (hier) mussten die Katholiken eindringlich ermahnen, dass sich das Ansehen von allerlei freizügigen Damen im Theater nicht mit dem Christentum verträgt, weil man dann allzu oft als Ehebrecher, der mit den Augen die Ehe gebrochen hat, nach Hause geht.




Mittwoch, 2. April 2014

Sechstes Hauptstück: Von der Abtötung der Augen und von der Eingezogenheit

Von der Abtötung der Augen

1. Fast alle Leidenschaften, die den Geist bekriegen, haben ihren Ursprung in dem Mangel an Obhut über die Augen; denn die unordentlichen Neigungen und Leidenschaften kommen meistens vom Sehen. 


Daher hat Job gesprochen : Ich habe einen Bund mit meinen Augen gemacht, auf dass ich keinen Gedanken an eine Jungfrau hätte (Job 31,1). Warum aber hat Job gesagt: dass ich keinen Gedanken hätte? 
Es scheint, er hätte vielmehr sagen sollen, ich habe einen Bund gemacht, dass ich keine Jungfrau ansehen wolle. Nein, er hat sehr weise gesagt, dass er keinen Gedanken hätte; denn das Denken ist mit dem Sehen so eng verbunden, dass eines von dem anderen nicht getrennt werden kann. Darum hat der Heilige, damit er von Gedanken nicht geplagt würde, sich vorgenommen, keiner Jungfrau ins Angesicht zu sehen. 

Der heilige Augustinus sagt: „Auf das Sehen folgt das Denken, und auf das Denken das Wohlgefallen, auf das Wohlgefallen die Einwilligung;" oder: aus dem Ansehen entsteht der Gedanke, aus dem Gedanken das Verlangen, und auf das Verlangen folgt die Einwilligung. Was man nicht sieht, sagt der heilige Franz von Sales, verlangt man auch nicht. 


Hätte Eva den verbotenen Apfel nicht angesehen, sie würde nicht gefallen sein; weil sie ihn aber angesehen und im Ansehen ihn schön befunden hat, darum pflückte sie ihn und die Sünde war geschehen. Sie sah, dass die Frucht des Baumes zum Essen gut und schön anzusehen wäre und sie nahm davon (Gen. 3,6). 


Daher versucht uns der Teufel zuerst zum Ansehen, hernach zum Verlangen, endlich zur Einwilligung



Aufmunterung zur Buße

Ich habe länger überlegt, ob ich den folgenden Abschnitt posten soll, weil dort echte Bußwerke von Mönchen im 7. Jahrhundert beschrieben werden und die Schilderung dieser Bußwerke wird vom "modernen" Katholiken als drastisch empfunden, da heutzutage der Gedanke an Buße und Wiedergutmachung von Sünden fast allgemein verschwunden ist. 
Der Abschnitt wird aber doch gepostet, weil er anhand der Bußwerke verdeutlicht, dass diese Mönche wussten, was eine Sünde ist.


11. Zum Schlüsse will ich, um dich, christliche Seele, zur Buße aufzumuntern, dir vor Augen stellen, was der heilige Johannes Klimakos in dem Kloster gesehen, welches Kerker der Büßer genannt ward und wie er es beschrieben hat. 


„Ich habe" sagt der Heilige, „einige der Mönche die ganze Nacht unter freiem Himmel aufrecht stehen und mit dem Schlafe kämpfen sehen. Andere hielten ihre Augen starr an den Himmel geheftet und baten Gott unter Tränen um Barmherzigkeit. Andere standen da, die Hände auf den Rücken gebunden und das Haupt geneigtals wären sie unwürdig, die Augen gen Himmel zu erheben. 
Einige standen auf Asche, senkten das Haupt zu den Knien, und schlugen wohl gar mit der Stirne auf die Erde. Andere benetzten die Erde mit bittern Tränen. Einige standen da, den heiß brennenden Sonnenstrahlen ausgesetzt. Andere litten brennenden Durst und begnügten sich mit einem einzigen Trunk Wasser, um den Tod abzuhalten. 
Einige nahmen ein Stück Brot und legten es wieder weg, und sagten, dass jener keine menschliche Speise verdiene, der wie wilde Tiere gelebt habe. 
Den einen hatte das immerwährende Weinen die Wangen durchfeuchtet. Wieder anderen waren die Augenlider vom beständigen Wachen ganz eingeschrumpft. Einige schlugen mit solcher Gewalt auf die Brust, dass sie Blut auswarfen. Alle hatten blasse und so hagere Antlitze, dass sie Totengerippe zu sein schienen." 

Der Heilige beschließt und sagt: Er schätze jene Büßer, die gefallen sind, aber für ihre früheren Sünden so viele Bußwerke verrichteten für glücklicher als jene, welch nie gefallen sind, aber auch keine Bußwerke wirken.

Was soll man nun von jenen Sündern sagen, die gefallen sind, und keine Buße wirken.
Gebet.

Mein Heiland! hilf mir, und gib mir Kraft; denn von dieser Stunde an will ich Dir ganz anders dienen, als ich Dir bisher gedient habe. Ich war bisher nur beflissen, meine Sinne und die Eigenliebe zu begnügen, ohne mich zu bekümmern, das Dir dies missfällt; künftig aber werde ich einzig und allein danach trachten, Dir wohl zu gefallen, Der Du alle meine Liebe verdienst.  
Du hast aus Liebe zu mir ein Leben voll des Kummers und der Schmerzen erwählt, Du hast nichts gespart, um mich zu Deiner Liebe zu ziehen, und ich sollte fortfahren, so undankbar fortzuleben, wie ich so viele Jahre her gelebt habe? Nein, mein Jesus, es soll nicht geschehen; es ist genug, dass ich Dich so oft und so schwer beleidigt habe. 
Verzeihe mir, es ist mir leid wegen der Sünden, womit ich Dich vorher durch ein unordentliches Leben erzürnt habe, es reut mich Alles von ganzem Herzen. Jetzt will ich Dich lieben und will alles tun, was ich kann, um Dir in allen Dingen ohne Ausnahme zu gefallen und zu dienen. Mache mir durch meinen Beichtvater bekannt, was Du von mir verlangst; denn ich nehme mir vor und hoffe, dasselbe mit Deiner Gnade in's Werk zu setzen.  
Mein geliebter Erlöser! erfülle mein Gedächtnis mit heiligen Gedanken, damit ich mich der heiligen Schmerzen stets erinnere, die Du, o mein Gott! für mich gelitten. Erfülle meinen Willen mit heiligen Anmutungen, damit derselbe auf nichts anders sich wende, als Dir Freude zu machen; nichts wolle, als was Du willst; keine Freiheit habe, als Dein eigen zu sein. Mache, o Herr! dass ich Dich liebe und Dich innig liebe; denn wenn ich Dich lieben werde, so wird mir auch alles Leiden süß und wert sein. —Heilige Jungfrau, meine Mutter Maria, steh mir bei, dass ich Gott in meinem noch übrigen Leben wohlgefällig sei. Auf dich hoffe ich, auf dich setze ich all mein Vertrauen.

Sonntag, 30. März 2014

Das Kennzeichen, ob jemand den göttlichen Heiland liebt oder nicht

10. Abgetötete Seelen haben schon in diesem Leben einen Vorgeschmack himmlischer Ruhe und Zufriedenheit. Oder könnte es für eine Gott liebende Seele eine größere Befriedigung geben, als das Bewußtsein, dass sie Gott durch ihre Abtötung Freude macht? 

Die Beraubung der sinnlichen Vergnügen, ja das Leiden selbst wird einer liebenden Seele eine Quelle der  Freude; freilich nicht einer sinnlichen sondern einer geistigen Freude.
Die Liebe kann nicht untätig sein. Wer Gott liebt, kann nicht leben, ohne ihm fortwährend Beweise seiner Liebe zu geben. 

Es kann aber die Seele Gott kein größeres Zeichen ihrer Liebe geben, als wenn sie der zeitlichen und vergänglichen Freuden entsagt und ihm ihre Leiden aufopfert. 

Für eine Seele, die Jesus liebt, ist die Abtötung keine Beschwerde, denn die Liebe, sagt der heilige Augustinus, kennt keine Beschwerde.
 „Wo ist wohl einer" spricht die heilige Theresia, ,,der, wenn er Jesus verwundet und verfolgt sieht, das Leiden nicht auch umfange und verlange?" 

Daher sagt der heilige Paulus, dass er keinen anderen Ruhm und keine Freude suche, als im Kreuze des göttlichen Erlösers; Es sei ferne von mir, dass ich mich rühme, als in dem Kreuze Jesu Christi (Gal. 6,14). Dies ist das Kennzeichen, an welchem man jene unterscheidet, die den göttlichen Heiland lieben oder nicht. Die aber Christi sind, haben ihr Fleisch samt den Lastern und bösen Lüsten gekreuzigt (Gal. 5,24). 
Die von der Welt sind, bemühen sich, ihrem Fleische zu dienen, die aber Christi sind, sind beflissen, es abzutöten. 

Wende diese Worte auf dich an und bedenke, dass dein Tod nahe ist und du bis auf diese Stunde wenig für den Himmel getan hast. So befleiße dich also wenigstens von dieser Stunde an, dich so viel wie möglich abzutöten. 
Lass keine Gelegenheit der Abtötung vorbeigehen, wie auch der heilige Geist erinnert: Lass keinen Teil des Guten, dass dir geschenkt worden, dir entrinnen (Ekklus. 14,14). 
Bedenke, dass die Gelegenheit dich abzutöten, ein Geschenk Gottes ist, damit du dir größere Verdienste für das andere Leben erwerben kannst. Vergiss nicht, dass du das, was du heute tun kannst, morgen nicht wirst tun können, weil die einmal verflossene Zeit nicht mehr zurückkommt.



Die ewige Herrlichkeit ist umso größer, je größer die Abtötung war

9. So lasset uns denn unseren Glauben beleben! Wir haben hier auf Erden nur eine kurze Zeit zu leben. Unser Haus ist die Ewigkeit, wo derjenige größere Herrlichkeit genießen wird, der sich im Leben mehr abgetötet hat. 

Der heilige Petrus sagt: Die Seligen sind die lebendigen Steine, aus denen das himmlische Jerusalem erbaut ist, die Steine aber müssen zuerst auf Erden mit dem Meißel der Abtötung bearbeitet werden, wie die heilige Kirche am Feste der Kirchweihe singt. 
Nur solche Steine, glatt gesägt,Vom Stahl und blank behauen,Vom Hammer, dessen Wucht sie schlägt, das hohe Werk erbauen.
Darum sollen wir uns vorstellen, dass jedes Werk der Abtötung ein Meißelschlag oder eine Vorarbeit für den Himmel sei. Dieser Gedanke wird uns jede Mühe und Arbeit versüßen. 

Wüsste jemand dass er so viel Grund und Boden bekomme, als er in einem Tage zu Fuß umgehen kann, wie süß würde ihm die Mühe des Gehens sein. In einem alten Buche, das den Titel tragt: „Die geistliche Wiese," wird erzählt dass ein Mönch umziehen wollte, um näher an einer Wasserquelle zu wohnen. 
Als er eines Tages Wasser in seine Zellen holte, hörte er jemand hinter sich seine Schritte zählen; er wandte sich um und sah einen Jüngling, der zu ihm sprach: "Ich bin der Engel, der deine Schritte zählt, damit keiner unbelohnt bleibe."
Als der Mönch dieses hörte, dachte er nicht mehr an Umzug; sondern hätte seine Wohnung noch entfernter von der Quelle gewünscht, damit er mehr verdienen könne.


Donnerstag, 20. März 2014

Eine unvergängliche Krone im Himmel ist Lohn der Abtötung

8. Abtötungen verschaffen uns eine große Glorie im Himmel. Der Apostel sagt: Wenn die Wettkämpfer sich aller Dinge enthalten, die ihre Kräfte mindern, und auf solche Weise den Gewinn einer armseligen zeitlichen Krone verhindern könnten, um wie viel mehr müssen wir uns abtöten, um eine unendliche, ewige Krone zu erlangen? 
Jeder aber, der im Kampfspiele ringt, enthält sich von allem, und zwar jene, um eine vergängliche Krone zu empfangen, wir aber eine unvergängliche (1 Kor. 9,25). 
Der heilige Johannes der Evangelist hat alle Himmelsbürger mit Palmen in den Händen gesehen (Offenbar. 7,9). Daraus sollen wir erkennen, dass wir alle, um die ewige Seligkeit zu erwerben, Märtyrer werden müssen, entweder durch das Eisen der Tyrannen, oder durch uns selbst, mittels der Abtötung

Wir müssen aber dabei auch erkennen, dass alles, was immer wir hier auf Erden leiden und ausstehen, nichts ist, verglichen mit der ewigen Glorie, die auf uns im Himmel wartet. Nach den Worten des Apostels kann das Leiden dieser Welt mit jener künftigen Herrlichkeit, die im Himmel auf alle wartet, die den erfolgreichen Kampf gekämpft haben, nicht verglichen werden. 
Denn die Trübsal dieser Welt ist nicht zu vergleichen mit der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbar werden wird. (Röm. 8,18). Unsere jetzige Trübsal, die zeitlich und leicht ist, wirkt in uns eine ewige und über alles Maß erhabene Herrlichkeit (2. Kor. 4,17)

Üppige Lebensweise und Gebet vertragen sich nicht zusammen

7. Außerdem bewirkt die Abtötung die Erhebung der Seele zu Gott. Der heilige Franz von Sales sagt, dass eine Seele sich nie zu Gott erheben werde, es sei denn, dass das Fleisch abgetötet sei. 

Und die heilige Theresia von Avila hinterließ hierüber verschiedene schöne Aussprüche: 
„Zu denken, dass Gott zu Seinem vertrauten Umgange verweichlichte Leute zulässt, die ein gemächliches Leben führen, ist eine Torheit. — Üppige Lebensweise und Gebet vertragen sich nicht zusammen. — Seelen, die Gott wahrhaft lieben, können keine Ruhe begehren."

Mittwoch, 19. März 2014

Abtötung auf Erden bewahrt vor viel schlimmeren Leiden im Fegfeuer

6. O welchen großen Nutzen bringen Abtötungen des Leibes für den Geist! Sie ziehen uns ab von den sinnlichen Freuden, welche die Seelen verwunden und nicht selten töten.

Die Wunden der Liebe zu Gott bewirken, wie Origenes sagt, dass wir die Wunden des Fleisches nicht empfinden. Ferner machen sie, dass wir noch in diesem Leben die Strafen für unsere Sünden abbüßen können. 
Wer Gott beleidigt hat, der muss, auch wenn ihm die Sündenschuld nachgelassen worden*, noch eine zeitliche Strafe bezahlen und wer in diesem Leben für dieselbe nicht genugtut, muss dafür in dem nächsten Leben leiden. Dort aber werden die Peinen unendlich größer sein.

Der heilige Antonius erzählt, dass einem Kranken von seinem Schutzengel freigestellt worden sei, ob er drei Tage im Fegefeuer, oder noch zwei Jahre die Krankheit, an der er bettlägrig litt, aushalten wolle. 
Der Kranke wählte drei Tage im Fegefeuer; war aber kaum eine Stunde dort, schon beklagte er sich bei dem Engel, dass statt drei Tagen schon mehrere Jahre verflossen seien. Der Engel antwortete ihm: 
"Was sagst du? dein Leib ist auf dem Bette, wo du gerade gestorben bist, noch warm, und du redest von Jahren?"
Wenn Du also, christliche Seele, im Leiden nicht die Geduld verlieren willst, so stelle dir vor, als hättest du noch fünfzehn oder zwanzig Jahre zu leben, und sage dir: Dieses ist mein Fegefeuer! Besser hier leiden, als dort, nicht der Leib, sondern der Geist soll siegen!
* In der Beichte

Siehe auch:
13.5.1999: Das Fegfeuer | Glaubenswahrheit.org: Predigten von...
13. Mai 1999 ... Diese Möglichkeit nennen wir den Reinigungszustand oder dasFegfeuer. Die Kirche hat sich in ihren Urkunden der Lehrverkündigung zu der ...
www.glaubenswahrheit.org/predigten/chrono/1999/19990513/

Die Läuterung der Seele im Fegefeuer - Glaubenswahrheit.org
11. März 2007 ... Predigtreihe: Der Weg zum Heil (Teil 9). 11. März 2007. Die Läuterung der Seele im Fegefeuer. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des ...
www.glaubenswahrheit.org/predigten/reihen/200701/20070311/

Das tröstliche Dogma vom Fegfeuer - Glaubenswahrheit.org
2. Nov. 2008 ... November 2008. Das tröstliche Dogma vom Fegfeuer. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Geliebte, zum ...
www.glaubenswahrheit.org/predigten/chrono/2008/20081102/

13.11.1988: Das Fegfeuer | Glaubenswahrheit.org: Predigten von ...
13. Nov. 1988 ... Im Deutschen wird dafür meistens das Wort Fegfeuergebraucht. Die Reinigung, die der Mensch nötig hat, bereitet ihn für den Eingang in den ...
www.glaubenswahrheit.org/predigten/reihen/198806/19881113/


Samstag, 15. März 2014

Verhalten bei Krankheiten

5. Außerdem müssen wir fleißig Acht haben, dass wir nicht beim Versuch, Krankheiten des Leibes los zu werden, eine kranke Seele bekommen; diese wird aber allezeit krank sein, wenn das Fleisch nicht abgetötet ist. 
Der heilige Bernard sagte: „Ich bemitleide jene, die am Leibe krank sind, aber viel gefährlicher und bei weitem mehr zu fürchten sind die Krankheiten der Seele." 

O wie oft dient uns ein kleines Unwohlsein zu dem Vorwand, uns einige Freiheiten zu nehmen, die keineswegs notwendig wären. 
Die heilige Theresia warnte diesbezüglich ihre Klosterfrauen, indem sie sagte: „Einen Tag unterlassen wir das Gebet, weil der Kopf uns wehe tut; den anderen, weil er uns wehe getan hat; den dritten, damit er uns nicht mehr wehe tun möge."

Dann ermahnte die seraphische Mutter ihre geistlichen Töchter mit diesen Worten: „Ihr seid in's Kloster gekommen, nicht um euch da zu verzärteln; sondern um für Jesus Christus zu sterben. Wenn wir uns nicht entschließen den Mangel der Gesundheit gern zu erdulden, werden wir nie etwas für Gott tun. Was liegt daran, wenn wir sterben? Wie oft hat uns dieser Leib verspottet? Werden wir nicht auch einmal seiner spotten?" 

Salvianus schreibt: „Die Menschen, welche sich der Liebe Jesu Christi aufgeopfert haben, sind meistens mit leiblichen Krankheiten behaftet und damit zufrieden." 
Lest das Leben einer heiligen Theresia, einer heiligen Rosa, einer heiligen Maria Magdalena von Pazzis und Anderer, welche vielen Krankheiten unterworfen waren und sie auch willig hinnahmen. Wer anders täte, sagt Sabianus, würde schwerlich heilig werden. 
Die ehrwürdige Beatrix von der Menschwerdung, die erste geistliche Tochter der heiligen Theresia, litt beständig an Krankheiten und Schmerzen und doch sagte sie, sie hätte mit der glücklichsten Prinzessin der Welt nicht tauschen mögen. Trotz all ihrer Leiden beklagte sie sich nie. 

Hieraus mögen wir lernen, dass, wenn wir wegen unserer schwachen Gesundheit nicht viele leibliche Abtötungen verrichten können, wir wenigstens jene Krankheiten geduldig annehmen sollen, welche Gott uns zuschickt. 
Seien wir doch in diesen geduldig, vielleicht werden sie uns besser als unsere freiwilligen Bußwerke zur geistlichen Vollkommenheit führen. Die heilige Syncletia sprach: "Wie die Krankheit des Leibes durch die Arzneien geheilt wird, so werden die Gebrechen der Seele durch die Krankheiten des Leibes geheilt."



Freitag, 14. März 2014

Sehr klug ist, wer sich auch erlaubte Dinge versagt

4. Mancher wird sagen: Ich bin krank, und deswegen verbietet mir mein Beichtvater alle Bußwerke. Gut, sei gehorsam; doch nimm alle Beschwernisse deiner Krankheit, alles Ungemach, welches Sommer und Winter mit sich bringt, geduldig an. 
Wenn du deinen Leib nicht mit eigentlichen Bußwerken abtöten kannst, so entziehe ihm wenigstens manches erlaubte Vergnügen. So sah z. B.  der heilige Aloisius Gonzaga, wenn er bei Festen anwesend sein musste, den prachtvollen Schauspielen nicht zu. 

Warum solltest nicht auch du ähnliche Abtötungen üben können?* Wenn du deinem Leib erlaubte Freuden versagst, wird er um so weniger nach verbotenen verlangen; wer aber alle erlaubten Freuden genießen will, wird bald auch verbotene suchen.

Eben darum sagte der große Diener Gottes P. Vincentius Caraffa, aus der Gesellschaft Jesu, Gott habe uns die Freuden dieser Erde nicht nur geschenkt, damit wir diese genießen, sondern auch, damit wir Ihm dafür dankbar sind, welches wir dadurch zeigen, dass wir Ihm Seine Geschenke wieder schenken, indem wir uns derselben aus Liebe zu Ihm berauben.

Wohl scheint es, dass gewisse unschuldige Freuden unserer menschlichen Schwachheit ersprießlich wären und uns zu geistlichen Übungen mutiger  machen; allein man darf überzeugt sein, dass jedes sinnliche Vergnügen (an und für sich genommen), ein Gift für die Seele ist; weil es die Seele an die Geschöpfe fesselt. 
Daher muss man es mit diesen Vergnügen machen, wie mit Gift. Das Gift ist bisweilen der Gesundheit des Leibes nützlich, wenn es gehörig zubereitet und mäßig genommen wird. 

Sinnliche Vergnügen sind aber immer mit Gift vermischt; deshalb muss man von ihnen sehr vorsichtig und mäßig Gebrauch machen, ohne Anhänglichkeit an sie und nur wenn es notwendig ist, um Gott besser dienen zu können.

* Etwas sehr leicht praktisch Durchzuführendes ist z. B.: man möchte im Supermarkt Kuchen kaufen, weil der gerade so lecker aussieht. Stattdessen sagt man: lieber Gott, ich opfere Dir diesen Verzicht auf als Buße für meine vielen Sünden oder um diese oder jene Gnade von Dir zu erbitten. Zusätzlich könnte man das im Laufe der Zeit so gesparte Geld Bedürftigen zukommen lassen.

Grundsätzlich sollte jeder heute auf das Fernsehen verzichten. Nicht nur, dass man sich dabei buchstäblich am laufenden Band Versuchungen zur Unkeuschheit aussetzt, zusätzlich setzt man sich in jeder Sendung - auch in "harmlosen" Tierfilmen oder  Landschaftsfilmen antichristlicher Indoktrination aus. Man sollte mal darauf achten, welche Botschaften einem sogar dabei übermittelt werden. Vorzugsweise werden in Tier- und Landschaftsfilmen heidnische Kulturen und Gebräuche angepriesen. Darwins "Evolution" wird einem auch ständig untergejubelt. Die "Natur" hat in solchen Filmen immer alles gemacht, niemals Gott.
Fernsehen dient beileibe nicht zur Unterhaltung. Den Machern dient es zur Beeinflussung des Zuschauers, der meist nicht merkt, wie er beeinflusst wird. Ohne Fernsehen wäre die Kulturrevolution der letzten 50 Jahre nicht so einfach möglich gewesen.




Donnerstag, 13. März 2014

Unser größter Feind wohnt mit uns im selben Haus

3. Große Feinde unseres ewigen Seelenheils sind: die Welt und der Teufel; der größte Feind aber, den wir haben, ist unser Fleisch; weil dieser Feind in einem und demselben Hause mit uns wohnt. Der heilige Bernard sagt: „Ein Feind im Hause schadet am meisten".

Eine belagerte Festung hat keine ärgeren Feinde, als die im Innern derselben sind; denn es ist härter, sich vor diesen, als vor den anderen, die draußen sind, zu beschützen. Darum sagt der heilige Joseph Calasanzius: „Man muss den Leib nicht höher achten, als einen schlechten Abwischlappen  in der Küche." Und wirklich haben es die Heiligen mit sich selbst so gemacht.

Wie die Weltleute nur darauf sinnen und trachten, ihre Leiber mit sinnlichen Wollüsten zu vergnügen, so denken Seelen, welche Gott wahrh
aft lieben, bloß daran, wie sie ihr Fleisch, so oft es ihnen möglich ist, abtöten können.
Der heilige Petrus von Alcantara* pflegte zu seinem Leibe zu sagen: „Mein Leib! sei zufrieden; in diesem Leben will ich dir keine Ruhe lassen, von mir hast du nichts anders zu erwarten, als Pein und Qual: bis wir einst im Himmel sein werden, dann wirst du jene Ruhe genießen, die kein Ende haben wird."

Eben dies hat die heilige Maria Magdalena von Pazzis getan, welche, da ihr Leben schon zu Ende ging, sprach: sie erinnerte sich nicht, dass sie je irgend ein Vergnügen gehabt habe, außer in Gott. 

Lesen wir die Lebensgeschichten der Heiligen und betrachten wir die strengen Bußwerke, die sie geübt haben, und wir werden uns gewiss schämen, dass wir in Abtötung unseres Fleisches so zärtlich und behutsam sind. 

In dem Leben der heiligen Altväter ist zu lesen (Lib. 1 in vita S. Euphros), dass in einem großen Kloster die Klosterfrauen weder Obst noch Wein zu sich nahmen; einige nahmen von einer Abendzeit bis zur anderen keine Speisen zu sich, oder aßen erst nach zwei oder dreitägigem strengen Fasten sehr wenig; alle waren mit scharfstechenden Bußkleidern angetan, und schliefen auch in denselben. 
Dies verlange ich nicht von jedem Christen; aber was ist es denn Großes, wenn jemand sich von Obst und süßen Sachen enthält, und im Essen und Trinken sich einen Abbruch tut?

*Anmerkung: Der hl. Petrus von Alcantara ist bekannt für seine überaus strenge Abtötung. Er erschien der hl. Theresia von Avila, deren Ratgeber er gewesen war, kurz nach seinem Tod in unbeschreiblicher Glorie und ihr wurde offenbart, dass er diese aufgrund seiner strengen Bußwerke verdient habe.