Dienstag, 8. April 2014

Wie es die Heiligen mit ihren Augen machten

4. Aus dieser Ursache sind die Heiligen so wachsam über ihre Augen gewesen, dass sie dieselben aus Furcht, sie könnten einen gefährlichen Gegenstand ansehen, beinahe allezeit niederschlugen, und sich sogar vom Anblick unschuldiger Gegenstände enthielten. 

Der heilige Bernard wusste am Ende seines Probejahre nicht, ob die Decke seiner Zelle getäfelt oder gewölbt sei. In der Klosterkirche, wo der Heilige als Novize lebte, waren drei Fenster; er aber wusste es nicht, weil er seine Augen nie von der Erde erhoben hatte. 
Als er einst beinahe einen ganzen Tag am Ufer eines Sees gegangen war, fragte er seine Reisegefährten, die von jenem See redeten, wo derselbe läge, denn er war hatte ihn nicht einmal bemerkt. 
Ebenso hielt der heilige Petrus von Alcantara die Augen so fleißig zur Erde niedergeschlagen, dass er nicht einmal seine Mitbrüder kannte, mit denen er umging; er kannte sie nur aus der Stimme, nicht aber von Angesicht. 

Noch viel vorsichtiger waren die Heiligen, Personen des anderen Geschlechtes anzusehen. Der heilige Bischof Hugo sah, wenn er mit Frauen redete, doch nie einer ins Gesicht.
Die heilige Clara wollte nie einem Manne in das Angesicht sehen. Als sie eines Tages ihre Augen erhob, um nach der Wandlung die heilige Hostie zu sehen, sah sie gegen ihren Willen das Angesicht des Priesters und ward deshalb sehr betrübt. 
Der heilige Aloisius war so sittsam, dass er nicht einmal seiner Mutter in das Angesicht sah. 

Von dem heiligen Arsenius wird erzählt, dass ihn in der Einöde eine vornehme Frau besuchte, damit er sie Gott anempfehlen möchte; als aber der Heilige merkte, dass es eine Frau wäre, hat er ihr den Rücken zugekehrt. Die Frau aber rief: Arsenius! weil du mich weder sehen noch hören willst, so gedenke doch meiner wenigstens in deinem Gebete! 
Nein, antwortete der Heilige, ich werde Gott bitten, dass ich deiner vergessen möge.