Freitag, 31. Januar 2014

Wie man Mut bekommt, nach Vollkommenheit zu streben

5. Die heilige Theresia gibt hierüber in ihren Büchern viele schöne Aufschlüsse. Sie sagt: „Unsere Gedanken müssen großartig sein, denn von daher kommt unser Heil."
An einem anderen Orte schreibt sie: „Man muss keine kleinen Begierden hegen, sondern auf Gott vertrauen; denn wir werden, wenn wir uns bemühen, nach und nach dahin gelangen, wohin mit Seiner Gnade die Heiligen gelangt sind." An anderer Stelle sagt sie: „Die göttliche Majestät liebt die großmütigen Seelen, die jedoch auf sich selbst Mißtrauen setzen." Die seraphische Jungfrau bezeugte aus Erfahrung, sie habe keine verzagte Seele gesehen, die in vielen Jahren einen so großen Weg zurückgelegt habe, als andere beherzte in wenigen Tagen. — 


Dass man aber Mut bekomme, dazu hilft die Lesung der Lebensbeschreibung der Heiligen, besonders jener, die aus großen Sündern große Heilige geworden sind, wie eine heilige Büßerin Maria Magdalena, ein heiliger Augustinus, eine heilige Maria von Ägyten und vornehmlich eine heilige Margareta von Cortona, die sich viele Jahre im Stande der Todsünde befunden, aber in diesem elenden Stande eine solche Begierde, heilig zu werden, hegte, dass sie dann in der Tat, nachdem sie sich zu Gott bekehrt hatte, so schnell zur Vollkommenheit flog, dass sie noch während ihres Lebens von Gott die Versicherung erhielt, dass sie nicht nur zur ewigen Seligkeit bestimmt*, sondern ihr auch im Himmel ein Sitz unter den Seraphim bereitet sei. 


Eben diese heilige Theresia sagt an einem anderen Orte, dass der Höllengeist nichts weniger leiden könne, als dass man großherzige Begierden habe, und den Heiligen nachfolgen wolle. Er flüstert uns dann ein, das sei Hoffart. 

Es ist aber, setzt die Heilige hinzu, keine Hoffart, und eben, weil es keine Hoffart ist, wenn die Seele auf sich selbst Mißtrauen und auf Gott all ihr Vertrauen setzt, so macht sie sich auf, den zur Vollkommenheit großmütig und mit Riesenschritten zu wandern, mit dem Apostel sprechend: Ich vermag alles in Dem, Der mich stärkt (Philipp. 4,3). 
Mit meinen Kräften kann ich nichts, mit Gottes Hilfe aber vermag ich alles; daher fasse ich den Entschluss, dass ich mit Seiner Gnade Ihn so lieben will, wie die Heiligen Ihn geliebt haben.

* Anmerkung: Das ist eine außergewöhnliche Gnade, die nur großen Heiligen zuteil wird.