Samstag, 15. März 2014

Verhalten bei Krankheiten

5. Außerdem müssen wir fleißig Acht haben, dass wir nicht beim Versuch, Krankheiten des Leibes los zu werden, eine kranke Seele bekommen; diese wird aber allezeit krank sein, wenn das Fleisch nicht abgetötet ist. 
Der heilige Bernard sagte: „Ich bemitleide jene, die am Leibe krank sind, aber viel gefährlicher und bei weitem mehr zu fürchten sind die Krankheiten der Seele." 

O wie oft dient uns ein kleines Unwohlsein zu dem Vorwand, uns einige Freiheiten zu nehmen, die keineswegs notwendig wären. 
Die heilige Theresia warnte diesbezüglich ihre Klosterfrauen, indem sie sagte: „Einen Tag unterlassen wir das Gebet, weil der Kopf uns wehe tut; den anderen, weil er uns wehe getan hat; den dritten, damit er uns nicht mehr wehe tun möge."

Dann ermahnte die seraphische Mutter ihre geistlichen Töchter mit diesen Worten: „Ihr seid in's Kloster gekommen, nicht um euch da zu verzärteln; sondern um für Jesus Christus zu sterben. Wenn wir uns nicht entschließen den Mangel der Gesundheit gern zu erdulden, werden wir nie etwas für Gott tun. Was liegt daran, wenn wir sterben? Wie oft hat uns dieser Leib verspottet? Werden wir nicht auch einmal seiner spotten?" 

Salvianus schreibt: „Die Menschen, welche sich der Liebe Jesu Christi aufgeopfert haben, sind meistens mit leiblichen Krankheiten behaftet und damit zufrieden." 
Lest das Leben einer heiligen Theresia, einer heiligen Rosa, einer heiligen Maria Magdalena von Pazzis und Anderer, welche vielen Krankheiten unterworfen waren und sie auch willig hinnahmen. Wer anders täte, sagt Sabianus, würde schwerlich heilig werden. 
Die ehrwürdige Beatrix von der Menschwerdung, die erste geistliche Tochter der heiligen Theresia, litt beständig an Krankheiten und Schmerzen und doch sagte sie, sie hätte mit der glücklichsten Prinzessin der Welt nicht tauschen mögen. Trotz all ihrer Leiden beklagte sie sich nie. 

Hieraus mögen wir lernen, dass, wenn wir wegen unserer schwachen Gesundheit nicht viele leibliche Abtötungen verrichten können, wir wenigstens jene Krankheiten geduldig annehmen sollen, welche Gott uns zuschickt. 
Seien wir doch in diesen geduldig, vielleicht werden sie uns besser als unsere freiwilligen Bußwerke zur geistlichen Vollkommenheit führen. Die heilige Syncletia sprach: "Wie die Krankheit des Leibes durch die Arzneien geheilt wird, so werden die Gebrechen der Seele durch die Krankheiten des Leibes geheilt."