Dienstag, 18. Februar 2014

Zwei Arten der Demut in Bezug auf begangene Sünden: heilige und böse

7. "So ist denn", wird mir eine solche laue Seele sagen,  "so ist also für mich keine Hoffnung des Heils mehr, weil es mir nach dem Gesagten so gut wie unmöglich ist, aus diesen Lauigkeiten herauszukommen?" Höre, was Jesus Christus dir antwortet: Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich. (Luk. 18, 27) 
Wer bittet und die notwendigen Mittel ergreift, erlangt alles. Wir wollen jetzt zu den Mitteln kommen. 
Wenn die Sünden aus Unbedachtsamkeit, aus Gebrechlichkeit begangen werden, so bringen sie, wie schon erwähnt, dann keinen großen Schaden, wenn man sie im Geiste der Demut verabscheut. 

Hier ist anzumerken, dass es betreff der Sünden, die wir begehen, zwei Arten der Demut gibt; eine heilige, welche Gott verleiht, und eine böse, welche der Teufel eingibt. 

Die heilige Demut ist jene, vermöge welcher die Seele ihre Unvollkommenheiten erkennt, und sich deshalb vor Gott schämt und erniedrigt, sie bereut und verabscheut; aber in Frieden und Ruhe bleibt, und da sie ihr Elend sieht, den Mut nicht sinken lässt, nicht in Unruhe verfällt, sondern auf Gott ihr Vertrauen setzt, und um so eifriger wird, die Fehler und Sünden mit größerer Andacht und gottseligen Werken zu ersetzen. 

Die böse Demut hingegen ist jene, welche die Seele verwirrt, mit Unruhe und Mißtrauen anfüllt und dadurch schwach und zu allem Guten fast untüchtig macht. 

Hört, was die heilige Theresia über diesen Punkt sagt: „Die wahre Demut bringt, obschon die Seele sich als boshaft erkennt, keine Verwirrung, beunruhigt das Herz nicht, sondern erfüllt es mit Trost. Sie macht zwar betrübt wegen der Gott zugefügten Beleidigungen, andererseits aber erweitert sie das Herz zum Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit. Die Seele ist erleuchtet genug, sich zu schämen und Gott zu loben, Der sie so lange geduldet hat. 
In der anderen Demut aber, die der Teufel eingibt, ist kein Licht, um irgendein Gutes zu tun; es kommt der Seele vor,  als ob Gott alles durch Feuer und Schwert verheere. Dieses ist eine der feinsten Erfindungen des Teufels, die ich kenne."