14. Die dritte Regel, um zur innerlichen Abtötung zu gelangen, gibt Cassian an, da er sagt, wir müssen uns bemühen, den Gegenstand unserer Neigungen und Leidenschaften zu verändern, damit sie auf solche Art aus schädlichen und lasterhaften in nützliche und heilige verwandelt werden.
Du bist zum Beispiel zur übermäßigen Anhänglichkeit an jene Personen geneigt, die dir Wohltaten erweisen; verändere den Gegenstand und wende diese Gemütsneigung auf die Liebe zu Gott, Der unendlich liebenswürdiger ist, und Der uns mehr Gutes tut, als uns Menschen jemals erweisen können. Oder du bist geneigt, jenen zu zürnen, die dir nicht wohlgesonnen sind; wende diesen Zorn gegen deine Sünden, welche Feinde sind, die dir einen größeren Schaden zugefügt haben, als selbst alle höllischen Geister dir zuzufügen im Stande sind. Oder du möchtest dir Ehren und zeitliche Güter verschaffen: wende diese Begierden den ewigen Gütern und Ehren zu.
Um dies in der beschriebenen Art durchführen zu können, muss man öfters die ewigen Glaubenswahrheiten betrachten, geistreiche Bücher lesen, von den ewigen, höchst wichtigen katholischen Grundwahrheiten mit anderen reden, besonders muss man sich gewisse Grundwahrheiten in´s Gemüt einprägen, wie:
Nichts verdient geliebt zu werden, als Gott allein. —
Die Sünde allein ist das Übel, welches man hassen muss. —
Alles, was Gott will, ist gut. —
Auf dieser Welt nimmt alles ein Ende. —
Wir müssen gleich jetzt tun, was wir im Tode wünschen werden, getan zu haben.—
Wir müssen leben, als wenn niemand anderer in der Welt wäre, als wir und Gott.
Wessen Gemüt mit heiligen Dingen und Grundwahrheiten angefüllt ist, der wird wenig von zeitlichen Gegenständen beunruhigt, und so immer stärker werden, den bösen Neigungen zu widerstehen. Auf diese Weise haben es die Heiligen gemacht, und so sind sie dann, es mochte ihnen auf Erden gut oder schlimm gehen, unempfindlich geblieben.
Damit man sich selbst überwinden lerne und von seinen bösen Neigungen nicht beherrscht werde, muss man Gott unaufhörlich um den Beistand Seiner Gnade bitten, denn: Jeder, der bittet, empfängt (Luk. 11,10). Wir wollen den Herrn vor allem bitten, dass Er uns Seine heilige Liebe verleihe. Wer Gott liebt, dem kommt nichts hart an.
Wohl sind zur Übung der Tugenden Betrachtungen und Erwägungen sehr nützlich, aber ein einziges Fünkchen der Liebe zu Gott vermag mehr Gottgefälliges zu wirken, als tausend Erwägungen und Betrachtungen. Wer sich durch die Beweggründe, welche der Verstand ihm zeigt, zur Tugend anspornen will, muss viel Mühe und Kraft anwenden: wer aber liebt, verrichtet mit Leichtigkeit, was dem Geliebten gefällt.
Gebet.
Mein Gott! mit so vielen Mitteln, die ich von Deiner Gnade empfangen habe, mit so vielen heiligen Kommunionen, so vielen Predigten, so vielen guten Beispielen, so vielen Erleuchtungen, so vielen innerlichen Einsprechungen, hätte ich schon ganz von Liebe zur Dir entflammt werden sollen. Aber ich sehe mich immer noch so unvollkommen und armselig wie zuvor.
An Dir hat es nicht gemangelt, alles war meine Schuld. Ich habe Deiner Gnade Hindernisse in den Weg gelegt, indem ich meinen verkehrten Neigungen anhängen und folgen wollte.
Mein Jesus! ich sehe dass Dich mein bisheriger Wandel nicht geehrt, sondern vielmehr entehrt hat. Herr! sei mir barmherzig, verlass mich nicht, denn ich will mich bessern. Es reut mich vom ganzen Herzen, dass ich, um mich zu vergnügen, Dich, mein höchstes Gut, beleidigt habe. Ich will anfangen, Dich zu lieben, und in dieser Stunde will ich anfangen.
Es ist genug, ach, wie lange habe ich Deine Geduld missbraucht! Jetzt liebe ich Dich aus meiner ganzen Seele, Du bist und wirst allezeit das einzige Ziel meiner Liebe sein. Ich will alles verlassen und alles tun, um Dir zu gefallen. Sage, was du von mir verlangst und verleihe mir Deine Hilfe es zu vollziehen; denn ich bin bereit, Dir zu dienen. Lass nicht zu, dass ich künftig gegen jene so zarte Liebe noch undankbar bin, womit du mich gefesselt und gebunden hast, Dich zu lieben.
Ich biete an, alles zeitlichen Trostes beraubt zu sein und alle Trübsal zu leiden, welche Du über mich verhängen willst; mache mit mir, was und wie es Dir gefällt. Ich verlange und hoffe, allezeit Dir anzugehören. O mein Jesus! Dich allein will ich, und sonst nichts. —
O Maria, meine Mutter! bitte Deinen göttlichen Sohn, dass Er mich erhöre, denn Dein Sohn schlägt Dir nichts ab.
Eine auf alle Pflichten und Lagen jedes Christen eingehende gründliche Anleitung zur christlichen Vollkommenheit. Vom heiligen Kirchenlehrer Alphons Maria von Liguori
Sonntag, 9. März 2014
Samstag, 8. März 2014
Man muss unbedingt den Anfängen wehren
13. Die zweite Regel ist, dass man sich bemühen muss, den unordentlichen Neigungen und Leidenschaften ernstlich Widerstand zu leisten, bevor sie erstarken; denn wenn eine Leidenschaft durch böse Gewohnheit erstarkt ist, wird es überaus schwer werden, sie zu überwinden. „Damit die Begierlichkeit," sagt der heilige Augustinus, "keine Stärke bekomme, so rotte sie aus, wenn sie noch klein ist."
Eine Seele ist zum Beispiel geneigt, auf ein beleidigendes Wort eine bissige Antwort zu geben, oder bei irgend einer anderen Gelegenheit eine Person von schöner Gestalt anzusehen, — "Hier muss man gleich Anfangs Widerstand tun; sonst", sagt der heilige Ephräm, "wird aus dieser kleinen Wunde, wenn sie aufbricht, und man nichts für ihre Heilung tat, ein unheilbares Geschwür."
Dies hat ein alter Mönch sehr geistreich gelehrt, wie der heilige Dorotheus erzählt. Der betagte Mann befahl einem seiner Lehrjünger ein Cypressenbäumchen aus der Erde zu reißen, was dieser sogleich tat. Dann befahl er ihm, er solle ein größeres ausreißen; da musste aber der Jünger schon alle Stärke anwenden, um dies zu Stande zu bringen.
Schließlich befahl er ihm, eine Cypresse, die schon tiefe Wurzeln geschlagen hatte, auszureißen; aber obwohl der Jünger alle Kräfte aufbot, vermochte er dies nicht mehr.
Darauf sprach der Altvater: "So sind unsere Neigungen beschaffen; so leicht es ist, sie anfangs auszurotten, eben so schwer fällt es hernach, wenn sie durch böse Gewohnheiten tiefe Wurzeln gefasst haben."
Schließlich befahl er ihm, eine Cypresse, die schon tiefe Wurzeln geschlagen hatte, auszureißen; aber obwohl der Jünger alle Kräfte aufbot, vermochte er dies nicht mehr.
Darauf sprach der Altvater: "So sind unsere Neigungen beschaffen; so leicht es ist, sie anfangs auszurotten, eben so schwer fällt es hernach, wenn sie durch böse Gewohnheiten tiefe Wurzeln gefasst haben."
Und genau dies bestätigt die tägliche Erfahrung. Wenn dir eine Beleidigung widerfährt, so wirst du alsbald eine Regung des Zornes empfinden; wenn du diesen Funken gleich erstickst, dazu schweigst und die Sache Gott aufopfern, so erlischt das Feuer und du hast davon keinen Schaden, wohl aber ein großes Verdienst. Gibst du aber dieser Regung nach, indem du weiter darüber nachdenkst und deine Gereiztheit auch äußerlich zu erkennen gibst, so wird dieser nicht ausgelöschte Funke mit der Zeit eine große Flamme des Hasses werden.
Oder es entsteht in deinem Herzen eine kleine Neigung zu einer Person; wenn du dich gleich anfangs von derselben entfernst, wird diese Liebe verschwinden; wenn du aber deiner Neigung weiter nachgibst, wird in kurzer Zeit eine schwere sündhafte Liebe daraus werden.*
Daher müssen wir uns mit aller Sorgfalt hüten, dass wir den wilden Tieren, die uns endlich verschlingen würden, keine Nahrung reichen.
*Praktisches Beispiel: Eine verheirate Frau fühlt sich auf ein neckendes Wort ihres ebenfalls verheirateten Nachbarn auf einmal zu diesem hingezogen. Statt sofort die Flucht zu ergreifen und durch Gebet und Beichte ernsthaft zu versuchen, diese sündhaften Neigungen aus ihrem Kopf zu bringen, denkt sie weiter über ihre "Gefühle" nach und schmiedet Pläne, wie sie den Nachbarn weiter auf sich aufmerksam machen kann. (Womit schon der Tatbestand des Ehebruchs erfüllt ist.)
Nach einiger Zeit kommt es zu einem gemeinsamen Kinobesuch und zu einer Liebschaft, die in der zivilen "Scheidung" zweier sakramental geschlossener Ehen endet, unter denen insgesamt drei kleine Kinder leiden.
Dieser fortgesetzte Ehebruch dauert mittlerweile schon 18 Jahre. Alle drei mittlerweile erwachsenen Kinder sind natürlich vom katholischen Glauben abgefallen. Der Ehemann der Frau, deren nicht bekämpfte Leidenschaft zu all den schweren Sünden geführt hat, hat mittlerweile eine Protestantin "geheiratet" und hat mit ihr ein Kind. Ebenso hat die Ehefrau des Nachbarn "wiedergeheiratet".
Obwohl die Frau, die alles ausgelöst hat, seit Jahren weiß, dass sie in schwerer Sünde lebt, bringt sie es nicht fertig, sich von dem Mann, mit dem sie fortgesetzt die Ehe bricht, zu trennen und redet sich schön, sie käme sicher doch noch ins Fegefeuer. (Es gibt aber ein Dogma, das besagt, dass die Seele desjenigen, der im Zustand der persönlichen schweren Sünde stirbt, auf ewig in die Hölle eingeht.) Man sieht hier sehr gut die Lehre des hl. Thomas von Aquin bestätigt, nämlich, dass Unkeuschheit geistig blind macht.
So kann eine nicht bekämpfte innere Versuchung einer Person zu schweren fortgesetzten öffentlichen Sünden gleich mehrerer Personen führen.
Freitag, 7. März 2014
Rat und Beispiel der Heiligen zur Abtötung
12. Darum entschließe dich, christliche Seele! jene böse Neigung, die in dir vorherrscht, mit entschlossenem Willen zu überwinden. Ein entschlossener Wille kann mit der göttlichen Hilfe alles überwinden.
Der heilige Franz von Sales war sehr zum Zorn geneigt; aber durch die Gewalt, die er sich angetan hat, wurde er ein Muster der Sanftmut und Freundlichkeit und, wie in seinem Leben zu lesen ist, zeigte dies in so vielen Fällen, in welchen er durch Gottes Zulassung mit Unbilden und Schmach überhäuft wurde.
Ist dann eine Leidenschaft überwunden, so muss der Christ eine andere zu überwinden suchen; denn wenn auch nur eine in der Seele übrig bleibt, reicht sie hin, ihn in´s Verderben zu bringen.
Der heilige Joseph Calasanzius sprach: "Auch wenn du alle anderen bösen Neigungen überwindest und nur eine einzige in dir herrscht, so wirst du stets in Unruhe leben."
Und der heilige Cyrillus schrieb: "Wenn man in einem Schiff ein kleines Loch im Boden desselben zuzustopfen außer acht lässt, auch wenn das Schiff ansonsten noch so fest ist, so wird es doch untergehen". Deshalb sagt der heilige Augustinus: "Hast du eine böse Neigung zu Boden geworfen, so tritt sie mit Füßen, und mache dich daran, eine andere zu bekämpfen, die dir Widerstand leistet."
Willst du heilig werden, so rate ich dir, deinen Beichtvater zu bitten, dass er dich jenen Weg führe, der ihm der beste scheint. Sag ihm, er möge dich in keiner Sache schonen, ja überall deinem Willen widersprechen, so oft er es für nützlich erachtet.* „Der gebrochene Wille* ist ein vollkommener Wille," hat ein großer Diener Gottes, der Cardinal Petrucci, geschrieben.
Die heilige Theresia erzahlt, dass einer ihrer Beichtväter vorzüglich beflissen war, ihren Wünschen immer zu widersprechen und dieser Beichtvater, sagt sie, habe ihrer Seele am meisten genützt.
Ferner schreibt die seraphische Jungfrau, dass der Teufel sie öfters versucht habe, diesen Beichtvater zu verlassen; so oft sie aber dem Einflüstern des höllischen Geistes Gehör gab, bekam sie von Gott einen bitteren Verweis: So oft ich mich entschloss
(schreibt die Heilige selbst), ihn zu verlassen, hörte ich in mir einen Verweis, welcher mir empfindlicher fiel, als jener des Beichtvaters.
*Anmerkung; in heutigen Zeiten, wo die Beichtväter inklusive der höchsten kirchlichen Hierarchie, geneigt sind, sogar schwere Sünde schön zu reden (z.B. Ehebruch, denn Ehebrecher werden heute genannt "wiederverheiratete Geschiedene"), wird es schwer sein, einen Beichtvater, wie den oben beschriebenen idealen zu finden. Aber bei Gott ist nichts unmöglich. Mit viel Gebet findet man, so Gott will, einen solchen.
** "Gebrochener Wille" bezieht sich hier auf den Willen seinen Leidenschaften und bösen Neigungen nachzugeben. Der Wille heilig zu werden und seine Leidenschaften unter Kontrolle zu bringen, soll natürlich nicht gebrochen werden.
Mittwoch, 5. März 2014
Regeln und Beispiele für die innerliche Abtötung
11. Wir wollen nun zur Übung kommen und sehen, welche die Regeln sind, um die wahre innerliche Abtötung zu erlangen. Vor allem müssen wir zu erkennen suchen, welche Leidenschaft in unserem Herzen die Oberherrschaft hat und uns öfters zur Sünde verleitet; diese müssen wir unbedingt überwinden.
Der heilige Gregorius sagt, dass wir uns desselben Kunstgriffes bedienen müssen, um den Teufel zu besiegen, dessen er sich bedient, um uns zu überwinden. Er bemüht sich nämlich unablässig, jene Neigung oder Leidenschaft in uns immer mehr und mehr anzufeuern, zu welcher wir am meisten geneigt sind und die in uns die Oberhand hat.
Und wir müssen uns zuallererst bestreben, gerade diese Neigung zu bekämpfen und zu bezähmen. Wer die vorherrschende Leidenschaft überwindet, wird leicht alle anderen überwinden, wer sich aber von jener Neigung weiterhin wird beherrschen lassen, wird in der Vollkommenheit nie weiter kommen können.
Der heilige Gregorius sagt, dass wir uns desselben Kunstgriffes bedienen müssen, um den Teufel zu besiegen, dessen er sich bedient, um uns zu überwinden. Er bemüht sich nämlich unablässig, jene Neigung oder Leidenschaft in uns immer mehr und mehr anzufeuern, zu welcher wir am meisten geneigt sind und die in uns die Oberhand hat.
Und wir müssen uns zuallererst bestreben, gerade diese Neigung zu bekämpfen und zu bezähmen. Wer die vorherrschende Leidenschaft überwindet, wird leicht alle anderen überwinden, wer sich aber von jener Neigung weiterhin wird beherrschen lassen, wird in der Vollkommenheit nie weiter kommen können.
Was nützt dem königlichen Adler die Stärke seiner Flügel, wenn er am Fuße mit einem Stricke festgebunden ist? Er kann nicht fliegen, sagt der heilige Ephrem.
O wie viele Seelen würden sich gleich königlichen Adlern hoch zu Gott emporschwingen; weil sie aber von einer irdischen Neigung gebunden sind, so fliegen sie nicht, und kommen in der Vollkommenheit nie weiter.
Der heilige Johannes vom Kreuz sagt, jeder Faden sei hinreichend, eine Seele aufzuhalten, dass sie nicht zu Gott steigen kann. Außerdem macht derjenige, der sich von einer Leidenschaft beherrschen lässt, nicht nur keinen Fortschritt im geistlichen Leben, sondern (und dies ist noch trauriger) er gibt sich der Gefahr Preis, ewig zu Grunde zu gehen.
Darum ist es notwendig, dass die Seele ihre Hauptleidenschaft zu überwinden strebt, sonst werden ihr alle anderen Abtötungen wenig nutzen. So ist zum Beispiel manche Seele nicht geizig, aber ehrsüchtig; wenn sich diese in Demütigungen, die ihr begegnen, nicht zu überwinden sucht, so wird ihr ihre Gleichgültigkeit gegen das Geld nichts nützen.
Eine andere wird nicht ehrsüchtig sein, wohl aber nach Geld Verlangen tragen; wenn sich diese nicht bestrebt, ihre Geldgier abzutöten, so wird ihr die Geduld bei Verachtungen wenig nutzen.
O wie viele Seelen würden sich gleich königlichen Adlern hoch zu Gott emporschwingen; weil sie aber von einer irdischen Neigung gebunden sind, so fliegen sie nicht, und kommen in der Vollkommenheit nie weiter.
Der heilige Johannes vom Kreuz sagt, jeder Faden sei hinreichend, eine Seele aufzuhalten, dass sie nicht zu Gott steigen kann. Außerdem macht derjenige, der sich von einer Leidenschaft beherrschen lässt, nicht nur keinen Fortschritt im geistlichen Leben, sondern (und dies ist noch trauriger) er gibt sich der Gefahr Preis, ewig zu Grunde zu gehen.
Darum ist es notwendig, dass die Seele ihre Hauptleidenschaft zu überwinden strebt, sonst werden ihr alle anderen Abtötungen wenig nutzen. So ist zum Beispiel manche Seele nicht geizig, aber ehrsüchtig; wenn sich diese in Demütigungen, die ihr begegnen, nicht zu überwinden sucht, so wird ihr ihre Gleichgültigkeit gegen das Geld nichts nützen.
Eine andere wird nicht ehrsüchtig sein, wohl aber nach Geld Verlangen tragen; wenn sich diese nicht bestrebt, ihre Geldgier abzutöten, so wird ihr die Geduld bei Verachtungen wenig nutzen.
Dienstag, 4. März 2014
Der Heiland lädt seine Freunde zum Myrrhenberge ein
10. Darum sagt der göttliche Heiland, dass Er auf den Myrrhenberge, das ist zum Berge der Bitterkeiten und Schmerzen wandle. Ich will zum Myrrhenberge gehen (Hohel. 4,6).
Und dahin lädt Er uns ein, Ihm nachzufolgen, wenn wir Seiner Freundschaft teilhaftig werden wollen.
Willst du, o Christ, den Gekreuzigten umarmen, so musst du entweder gekreuzigt sein, oder gekreuzigt werden, sagt der heilige Petrus Damianus . Und der göttliche Erlöser Selbst sprach zu der seligen Baptista Barani, einer Franziskanerin: „Der gekreuzigte Bräutigam will auch eine gekreuzigte Braut."*
Darum müssen die frommen Seelen, damit sie Seine wahren Bräute seien, in immerwährender Abtötung und Kreuzigung ihrer selbst leben.
Sie müssen, nach dem Ausspruche des Apostels, die Tötung Jesu allezeit an ihren Leibern tragen (2. Kor. 4,10); das ist, in allem ihren Tun und Lassen nie den eigenen Willen, sondern allein das Wohlgefallen Jesu Christi suchen, und deshalb aus Liebe zu Ihm ihre Begierden abtöten, denn welche Christi sind, sagt der Apostel, die haben ihr Fleisch samt den Lastern und bösen Gelüsten gekreuzigt (Gal. 5,24).**
So müssen denn diese Bräute des göttlichen Erlösers alle ihre sinnlichen Neigungen und Leidenschaften an das Kreuz heften, sonst wird sie der Herr nicht als Seine Bräute erkennen.
So müssen denn diese Bräute des göttlichen Erlösers alle ihre sinnlichen Neigungen und Leidenschaften an das Kreuz heften, sonst wird sie der Herr nicht als Seine Bräute erkennen.
* Anmerkung: Dieses Wort haben noch bis Anfang des letzten Jahrhunderts fast alle Ordensleute verstanden, und die Heiligen besonders gut, denn sie wollten angesichts eines gekreuzigten Erlösers nicht ohne Leiden sein, um Ihm so ihre Gegenliebe beweisen zu können. Statt über Leiden zu klagen, haben sie ihre vielfachen Leiden aus Liebe zum leidenden Gottmenschen Jesus Christus gerne und in Ergebung in den göttlichen Willen getragen, wissend, dass noch keiner ohne Leiden heilig geworden ist.
** Das schließt natürlich ein, dass man vollkommen aufhören will, zu sündigen und auch nicht die kleinste Sünde freiwillig begehen will.
Montag, 3. März 2014
Jesus Christus, unser Vorbild in der Abtötung
9. Der heilige Joseph Calasanzius pflegte zu sagen: "Der Tag, der ohne Abtötung vorbeigeht, ist verloren."
Jesus Christus hat darum ein Leben voll der Abtötung, Verachtung und Schmerzen führen wollen, um uns zu erkennen zu geben, wie notwendig die Abtötung ist. Daher nannte ihn der Prophet Isaias einen Mann der Schmerzen.
Siehe auch:
Das Leiden Christi ist unser Trost in allen Lebenslagen
Jesus Christus hat darum ein Leben voll der Abtötung, Verachtung und Schmerzen führen wollen, um uns zu erkennen zu geben, wie notwendig die Abtötung ist. Daher nannte ihn der Prophet Isaias einen Mann der Schmerzen.
Unser göttlicher Heiland hätte die Welt mitten unter Ehren und Freuden erlösen können, aber nein! Er hat sie unter Schmerzen und Verachtungen erlösen wollen; und da Ihm die Freude vorgelegt war, hat Er sie, um uns ein Beispiel zu geben, verachtet, und das Kreuz erwählt (Hebr. 12,2).
„Durchblättere und lies," sagt der heilige Bernard, „das ganze Leben Christi, du wirst Ihn immer am Kreuze finden."
Der Heiland selbst hat der heiligen Katharina von Bologna geoffenbart; dass Sein Leiden schon seit Seinem Aufenthalte in dem jungfräulichen Schoße Mariä begonnen habe.
Er hat bei Seiner Geburt eine Jahreszeit, ein Ort, eine Stunde erwählt, die zu Seinem Leiden vieles beitrug. Sein Leben war arm, unbekannt und verachtet und da Er starb, hat Er den schmerzlichsten, schmählichsten und trostlosesten Tod, den Er nur leiden konnte, erkoren.
Die heilige Katharina von Siena pflegte zu sagen: "Wie eine Mutter, um ihr krankes Kind, das sie noch stillt, wieder gesund zu machen, eine bittere Arznei nimmt, so nahm Jesus Christus alle Peinen und Schmerzen Seines Lebens auf Sich, um uns elende Kranke zu heilen.
Er hat bei Seiner Geburt eine Jahreszeit, ein Ort, eine Stunde erwählt, die zu Seinem Leiden vieles beitrug. Sein Leben war arm, unbekannt und verachtet und da Er starb, hat Er den schmerzlichsten, schmählichsten und trostlosesten Tod, den Er nur leiden konnte, erkoren.
Die heilige Katharina von Siena pflegte zu sagen: "Wie eine Mutter, um ihr krankes Kind, das sie noch stillt, wieder gesund zu machen, eine bittere Arznei nimmt, so nahm Jesus Christus alle Peinen und Schmerzen Seines Lebens auf Sich, um uns elende Kranke zu heilen.
Siehe auch:
Das Leiden Christi ist unser Trost in allen Lebenslagen
Samstag, 1. März 2014
Wer seine Eigenliebe abtötet, kann in kurzer Zeit heilig werden
7. Alle Eigenliebe hindert die vollkommene Vereinigung mit Gott. Diesen beständigen Kampf gegen unsere Neigungen, um von derselben nicht, hingerissen zu werden, müssen wir mit entschlossenen Willen führen.
Sowohl die äußerliche Abtötung ist, wie die innerliche, zur Vollkommenheit notwendig, doch mit diesem Unterschiede, dass wir die äußerliche mit Bescheidenheit, die innerliche aber ohne Maß und mit Eifer üben müssen. Und was hilft es wohl, wenn wir den Leib züchtigen und hingegen die innerlichen Leidenschaften nicht abtöten?
"Was nützt es", schreibt der heilige Hieronymus, "den Leib durch strenges Fasten zu kasteien, wenn wir von Hoffart aufgeblasen sind, kein beleidigendes oder verächtliches Wörtchen, keine abschlägige Antwort ertragen können? Was nützt es, sich vom Weine zu enthalten und vom Zorne gegen denjenigen berauscht zu sein, der uns widerspricht?" Mit Recht beklagt der heilige Bernard den bösen Stand derjenigen, die sich äußerlich demütig geben, innerlich aber voll böser Neigungen sind! Diese, sagte er, legen ihre Laster nicht ab, sondern decken dieselben nur mit äußerlichen Zeichen der Buße zu.
8. Wenn wir uns dagegen fleißig auf die Abtötung der Eigenliebe konzentrieren, so können wir in kurzer Zeit heilig werden, ohne Gefahr, dadurch der Gesundheit zu schaden oder stolz zu werden, da ja Gott allein Zeuge dieser innerlichen Werke ist. Dies oder jenes Verlangen, diese oder jene Neigung, Erbitterung, Neugierde, Scherzrede und dergleichen gleich im Entstehen zu ersticken; o welch eine schöne Ernte von Tugendwerken und Verdiensten wird dies geben!
Wenn euch in einer Sache widersprochen wird, gebt gern nach, sofern kein Nachteil für die Ehre Gottes zu befürchten ist.
Sowohl die äußerliche Abtötung ist, wie die innerliche, zur Vollkommenheit notwendig, doch mit diesem Unterschiede, dass wir die äußerliche mit Bescheidenheit, die innerliche aber ohne Maß und mit Eifer üben müssen. Und was hilft es wohl, wenn wir den Leib züchtigen und hingegen die innerlichen Leidenschaften nicht abtöten?
"Was nützt es", schreibt der heilige Hieronymus, "den Leib durch strenges Fasten zu kasteien, wenn wir von Hoffart aufgeblasen sind, kein beleidigendes oder verächtliches Wörtchen, keine abschlägige Antwort ertragen können? Was nützt es, sich vom Weine zu enthalten und vom Zorne gegen denjenigen berauscht zu sein, der uns widerspricht?" Mit Recht beklagt der heilige Bernard den bösen Stand derjenigen, die sich äußerlich demütig geben, innerlich aber voll böser Neigungen sind! Diese, sagte er, legen ihre Laster nicht ab, sondern decken dieselben nur mit äußerlichen Zeichen der Buße zu.
8. Wenn wir uns dagegen fleißig auf die Abtötung der Eigenliebe konzentrieren, so können wir in kurzer Zeit heilig werden, ohne Gefahr, dadurch der Gesundheit zu schaden oder stolz zu werden, da ja Gott allein Zeuge dieser innerlichen Werke ist. Dies oder jenes Verlangen, diese oder jene Neigung, Erbitterung, Neugierde, Scherzrede und dergleichen gleich im Entstehen zu ersticken; o welch eine schöne Ernte von Tugendwerken und Verdiensten wird dies geben!
Wenn euch in einer Sache widersprochen wird, gebt gern nach, sofern kein Nachteil für die Ehre Gottes zu befürchten ist.
Wenn es auf eure Ehre allein ankommt, opfert sie Jesu Christo als ein angenehmes Opfer auf. Ihr bekommt von jemand einen Brief, haltet die Begierde, ihn zu öffnen, eine Weile im Zaume, und eröffnet ihn erst nach einiger Zeit. Ihr verlangt den Ausgang einer seltsamen Begebenheit in einem Buche zu lesen; behaltet es euch auf ein anderes Mal vor. Es kommt euch eine Begierde, irgend eine kurzweilige Scherzrede zu sagen, eine Blume zu pflücken oder etwas anzusehen; enthaltet euch dessen aus Liebe zu Jesus Christus. Derlei innerliche Werke können täglich tausendfach geübt werden.
Pater Leonard von Porto Maurizio erzählt, dass eine Dienerin Gottes, indem sie ein Ei aß, acht innerliche Werke der Abtötung verrichtet habe, und dass ihr geoffenbart wurde, dass sie dadurch acht Grade der Gnade und acht Grade Glorie erlangt habe.
Von dem heiligen Dositheus wird erzählt, dass er durch derlei innerliche Abtötungen in kurzer Zeit zu einer hohen Stufe der Vollkommenheit gelangt sei.
Als er, noch in der Blüte seines Alters, krank wurde, konnte er weder fasten, noch andere gemeinschaftliche Übungen verrichten; als die anderen Mönche, als sie sahen, dass er in der Vereinigung mit Gott dennoch so weit gekommen war, verwunderten sie sich darüber und fragten ihn, was für ein Tugendwerk er übe. Dositheus antwortete, seine Tugendübung bestehe hauptsächlich darin, dass er in allen Dingen seinen eigenen Willen abzutöten suche.
Als er, noch in der Blüte seines Alters, krank wurde, konnte er weder fasten, noch andere gemeinschaftliche Übungen verrichten; als die anderen Mönche, als sie sahen, dass er in der Vereinigung mit Gott dennoch so weit gekommen war, verwunderten sie sich darüber und fragten ihn, was für ein Tugendwerk er übe. Dositheus antwortete, seine Tugendübung bestehe hauptsächlich darin, dass er in allen Dingen seinen eigenen Willen abzutöten suche.
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