Freitag, 15. August 2014

Von der Abtötung der Esslust

1. Der heilige Andreas Avellinus sagte: „Wer den Weg der Vollkommenheit antreten will, muss den Anfang damit machen, dass er mit besonderem Fleiße die Esslust abtöte." 
Und lange zuvor sagte der heilige Papst Gregor: „Man erhebt sich nicht zum geistlichen Kampfe, wenn man nicht zuvor die Esslust bezwungen hat."

P. Rogacci schreibt, dass die äußere Abtötung vor allem in der Abtötung des Geschmackes bestehe.

Aber das Essen ergötzt an sich schon den Geschmack, wird jemand denken, soll man also nicht mehr essen? Nein, man muß essen: weil Gott will, daß wir auf diese Weise das Leben des Leibes erhalten, damit wir Ihm dienen, so lange Er uns auf dieser Erde lassen will; wir müssen uns aber den Leib so zu erhalten trachten, aber, nach den Worten des P. Vincentius Caraffa in der Weise, wie es ein Monarch machen würde, der die halbe Welt im Besitz hätte, und täglich dennoch öfters mit eigener Hand sein Pferd putzen müsste. Wie würde dieser dieser Aufgabe nachkommen? Wohl mit Unlust, und er würde es so geschwind machen, wie es ginge. 

Der heilige Franz von Sales sagte: "Man isst, damit man lebe; man lebt nicht, damit man esse." Es scheint, als lebten viele nur, um zu essen, wie die unvernünftigen Tiere.

„Der Mensch weder geistig, noch vernünftig," sagt der heilige Bernard, „der die Speisen liebt, wie sie die unvernünftigen Tiere lieben." 
So hat es unser unglückseliger Stammvater Adam gemacht, der, um einen Apfel zu essen, dem unvernünftigen Tier gleich geworden ist, "Hätten die Tiere", sagt der heil. Bernhard, "Vernunft gehabt und den Adam gesehen, wie er, wegen der niedrigen Lust, einen Apfel zu essen, Gottes und seines ewigen Heils vergisst, sie würden gesprochen haben: Sehet! Adam ist ein unvernünftiges Tier geworden!" 

Daher sagt die heilige Katharina von Siena: Wer im Essen nicht abgetötet ist, kann unmöglich die Unschuld bewahren, welche Adam infolge der Esslust verloren hat. 
Welch ein Elend ist es, wenn man Christen sieht, deren Gott, wie der heilige Paulus sagt, ihr Bauch ist. (Phil. 3,19)