Samstag, 30. August 2014

Auswirkungen von Unmäßigkeit beim Essen

2. Wie viele haben wegen der Gefräßigkeit ihre Seele verloren? 
In der Cistercienser Chronik wird erzählt, dass der heilige Bernard  eines Tages einen Novizen mit Namen Achardus zu sich rief, und auf einen andren Novizen deutete, der noch am selben Tag aus dem Kloster fliehen würde und trug ihm auf, jenem, sobald er ihn fliehen sah, nachzugehen und und ihn anzuhalten. Wirklich sah Achardus in der folgenden Nacht einen Teufel, der sich dem bezeichneten Novizen nahte, und ihn zur Esslust versuchte, indem er ihm ein gebratenes Huhn an die Nase hielt. 
Da wachte der Unglückliche auf, gab der Versuchung nach, nahm seine Kleider und machte sich auf den Weg, um aus dem Kloster zu entfliehen. Achardus holte ihn ein, aber vergebens; der Unglückselige, von der Lust zu essen überwunden, wollte in die Welt zurückkehren, wo sein Leben auf unselige Weise endete.

3. So lasst uns auf der Hut sein, damit wir nicht von diesem Laster überwunden werden. 
Der heilige Augustinus sagt, es sei zwar notwendig, dass man zur Erhaltung des Lebens Speise zu sich nehme; man müsse sie aber nehmen, wie man Arzneien zu nehmen pflegt, nämlich nicht mehr als notwendig ist. 

Die Unmäßigkeit im Essen bringt dem Leib und der Seele großen Schaden. Was den Leib anbelangt, ist es gewiss, dass die meisten Krankheiten von unmäßigem Essen verursacht werden. 
Die Krankheiten des Leibes sind jedoch nur das kleinere Übel; ein viel größeres ist die Krankheit, welche sich die Seele dadurch zuzieht. Das Laster der Unmäßigkeit im Essen verfinstert den Verstand, wie der hl. Thomas von Aquin erklärt (S. Thom 2,2. quaest. 148. a. 6.) und macht ihn zu geistlichen Übungen und besonders zum Gebet untauglich.

Wie Fasten die Seele zur Betrachtung Gottes und der ewigen Güter fähig macht, so macht die Unmäßigkeit sie hierzu untüchtig. 


Der heilige Johannes Chrysostomus sagt: "Wer den Bauch voll hat, gleicht einem schwer beladenen Schiff, das sich nur mit Mühe bewegen kann, und in großer Gefahr schwebt, zu Grunde zu gehen, wenn sich ein Sturm der Versuchungen erhebt."


Freitag, 15. August 2014

Von der Abtötung der Esslust

1. Der heilige Andreas Avellinus sagte: „Wer den Weg der Vollkommenheit antreten will, muss den Anfang damit machen, dass er mit besonderem Fleiße die Esslust abtöte." 
Und lange zuvor sagte der heilige Papst Gregor: „Man erhebt sich nicht zum geistlichen Kampfe, wenn man nicht zuvor die Esslust bezwungen hat."

P. Rogacci schreibt, dass die äußere Abtötung vor allem in der Abtötung des Geschmackes bestehe.

Aber das Essen ergötzt an sich schon den Geschmack, wird jemand denken, soll man also nicht mehr essen? Nein, man muß essen: weil Gott will, daß wir auf diese Weise das Leben des Leibes erhalten, damit wir Ihm dienen, so lange Er uns auf dieser Erde lassen will; wir müssen uns aber den Leib so zu erhalten trachten, aber, nach den Worten des P. Vincentius Caraffa in der Weise, wie es ein Monarch machen würde, der die halbe Welt im Besitz hätte, und täglich dennoch öfters mit eigener Hand sein Pferd putzen müsste. Wie würde dieser dieser Aufgabe nachkommen? Wohl mit Unlust, und er würde es so geschwind machen, wie es ginge. 

Der heilige Franz von Sales sagte: "Man isst, damit man lebe; man lebt nicht, damit man esse." Es scheint, als lebten viele nur, um zu essen, wie die unvernünftigen Tiere.

„Der Mensch weder geistig, noch vernünftig," sagt der heilige Bernard, „der die Speisen liebt, wie sie die unvernünftigen Tiere lieben." 
So hat es unser unglückseliger Stammvater Adam gemacht, der, um einen Apfel zu essen, dem unvernünftigen Tier gleich geworden ist, "Hätten die Tiere", sagt der heil. Bernhard, "Vernunft gehabt und den Adam gesehen, wie er, wegen der niedrigen Lust, einen Apfel zu essen, Gottes und seines ewigen Heils vergisst, sie würden gesprochen haben: Sehet! Adam ist ein unvernünftiges Tier geworden!" 

Daher sagt die heilige Katharina von Siena: Wer im Essen nicht abgetötet ist, kann unmöglich die Unschuld bewahren, welche Adam infolge der Esslust verloren hat. 
Welch ein Elend ist es, wenn man Christen sieht, deren Gott, wie der heilige Paulus sagt, ihr Bauch ist. (Phil. 3,19)


Donnerstag, 14. August 2014

Von der Eingezogenheit im Reden (II)

Begegnet dir Widerspruch oder Spott, so zürne nicht. Wenn der heilige Franz Regis sah, dass seine Gefährten zur Zeit der Gemütserholung mit ihm Kurzweil treiben und ihn necken wollten, setzte er den Scherz ganz heiter fort

Fünftens erfordert auch die Eingezogenheit, dass man mit gemäßigter und nicht mit lauter Stimme rede, damit andere nicht gestört werden, wie der heilige Ambrosius bemerkt.


Sechstens muss man auch im Lachen zurückhaltend und mäßig sein. Der heilige Gregor erzählt, dass die Muttergottes zu einer frommen Jungfrau, Musa genannt, erschienen sei, und sie ermahnt habe, dass sie sich des Lachens mehr enthalten soll, wenn sie ihr gefallen wolle. Dieses bezieht sich auf unmäßiges Gelächter, wie der 
heilige Basilius sagt: „Wer sich der Frömmigkeit befleißen will, muss sich vor unmäßigem Lachen hüten."

Übrigens ist, wie dieser Heilige beifügt, ein mäßiges Lachen, welches die Heiterkeit des Gemütes zeigt, keineswegs gegen den Anstand oder die Frömmigkeit. Man soll eingezogen und andächtig, nicht aber niedergeschlagen und traurig aussehen, weil dieses die Frömmigkeit in Verruf bringt, indem es andere zu dem Verdacht veranlasst, als gebe die Heiligkeit keineswegs Frieden und Fröhlichkeit, sondern nur Betrübnis und Schwermut. Ist man aber fröhlich und vergnügt, so macht dies anderen Mut, sich auch der Frömmigkeit zu befleißen. 
Einst verließen zwei Hofherren eines Monarchen die Welt und blieben in der Wüste, weil sie die Fröhlichkeit eines Mönches der in wilder Einöde lebte, so beeindruckte. 

Siebentens soll man nicht ohne Not von weltlichen Sachen reden, wie z. B. von Festlichkeiten, Tänzen, Schauspielen, prächtigen Kleidern; man soll auch nicht vom Essen reden, außer man isst gerade. Der heilige Franz von Sales pflegte zu sagen: Ehrbare Leute denken nicht an die Tafel, außer wenn sie dabei sitzen. 

Wenn gottesfürchtige Christen hören, dass man von schädlichen oder unnützen Sachen redet, so versuchen sie, nützliche Gespräche über Gott anzufangen, wie es der heilige Aloisius Gonzaga zu machen pflegte, der alle Tage eine halbe Stunde etwas aus dem Leben eines Heiligen oder aus einem anderen andächtigen Buche las, damit er einen Stoff hatte, um zur Zeit der Rekreation mit seinen Brüdern von geistlichen Sachen zu reden. 
Standen, diejenigen, mit denen er umging unter ihm, so fing er zuerst heilige Gespräche an. Priestern aber und denen, die höher standen als er, als er, trug er geistliche Fragen vor, als wollte er sich unterrichten, und auf solche Weise fing er Gespräche von Gott an. 
So bemerkte jeder, der mit ihm umging, dass er keine Lust habe, von anderen Dingen zu reden. 

Ein Sprichwort sagt: Die Zunge bewegt sich dorthin, wo der Zahn schmerzt, das heißt so viel wie, jeder redet gern von dem, das er liebt. Wer eine große Liebe zu einer Sache trägt, redet davon. 
Der heilige Ignatius Loyola schien von nichts reden zu können, als von Gott; daher wurde er "der Pater, der allezeit von Gott redet", genannt. 

Mittwoch, 13. August 2014

Eingezogenheit im Reden - Teil I

11. Vor allem muss man im Reden eingezogen sein, sich aller uneingezogenen und unziemlichen Worte enthalten; weil alle Worte, die nach der Eitelkeit der Welt riechen, sich für einen nach der Vollkommenheit trachtenden Christen nicht schicken. 

Der heilige Basilius sagt: "Wenn leichtfertige Menschen grobe, ausgelassene Reden führen, gibt niemand darauf Acht, weil solche Worte Leuten dieser Gattung eigentümlich sind. Wenn aber eine Person, welche Gott zu lieben und vollkommen zu werden verlangt, nur ein Haar breit von ihrer Pflicht abweicht, so merken es gleich alle."

In Bezug auf den Umgang mit anderen sind mehrere Dinge zu beobachten, damit die Eingezogenheit im Reden beibehalten werde:

Erstens muss man alles Murren und Klagen, auch in gerechten Dingen, vermeiden. 

Zweitens: wenn andere reden, muss man nicht darein reden und ihre Rede unterbrechen. Unterbrich niemanden mitten in seiner Rede, sagt der heilige Geist. (Ecclesiasticus 11,8).*
Wie unanständig ist es, wenn ein Mensch stets allein reden will, und wenn die anderen nur ein Wort sagen, er ihnen gleich das Wort aus dem Munde nimmt, wodurch er seine Hoffart an den Tag legt, dass er allein alles wissen, und ein Meister aller sein wolle, welches dann für diejenigen sehr beschwerlich ist, die mit einem solchen Menschen Umgang pflegen müssen. 
Es geziemt sich, von Zeit zu Zeit etwas zu reden, wenn man zur Gemütserheiterung mit anderen zusammen ist, besonders wenn die anderen schweigen; denn, wenn alle schweigen würden, so würde der Zweck der Erheiterung verfehlt. Jedoch fordert die Eingezogenheit, besonders von jungen Leuten, dass sie nur so viel reden, als der Zweck der allgemeinen Erheiterung verlangt, und dass sie mehr zuhören, als reden.

Drittens muss man sich aller Scherzreden und Anspielungen auf die Fehler anderer enthalten, weil dies beleidigen könnte. Denn ist es auch nur ein Scherz, so missfällt er doch demjenigen, von dem die Rede ist.

Viertens soll man nichts zum eigenen Lobe reden, und wird man von anderen gelobt, so erhebe man das Gemüt zu Gott und suche das Gespräch auf etwas anderes zu lenken.


* Ausnahmen sind wohl, wenn einer nur sündhaftes Zeug redet. Beleidigungen Gottes muss sich kein Christ ohne Unterbrechung des so Fehlenden anhören, im Gegenteil. 
Gerade hier gilt die Regel dass man den Umgang mit lasterhaften Menschen meiden muss.


Dienstag, 12. August 2014

Eingezogenheit in Kleidung und Gang

9. Wir müssen die Eingezogenheit nicht nur im Sehen, sondern in unserem ganzen Tun und Lassen, besonders in der Kleidung, im Gang, im Reden und in ähnlichen Dingen beachten.

Bezüglich der Eingezogenheit in der Kleidung: Um als frommer Christ in den Kleidern eingezogen und züchtig zu sein, muss man keineswegs in Lumpen gehüllt sein und schon gar nicht unsauber gekleidet sein. 
Es ist andererseits gewiss wenig erbaulich, wenn Personen, die für fromm gelten wollen, kostbare Ringe, teure Kleider und auffallenden Putz tragen.

Der heilige Cyprian sagt: "Jungfrauen und Frauen, die mit Gold, Edelsteinen und Halsbändern geschmückt sind, verlieren allen Schmuck der Seele."

Worin besteht aber der wahre Schmuck christlicher Frauen und Jungfrauen? 
Die Antwort gibt uns der heilige Gregor von Nazianz: "Die Zierde der Frauen soll sein, dass sie ein frommes Leben führen, dass sie oft im Gebet mit Gott reden, dass sie, um den Müßiggang zu fliehen, fleißig arbeiten, die Augen und die Zunge durch Eingezogenheit und Stillschweigen im Zaume halten." 

10. Von der Eingezogenheit im Gang sagt der heilige Basilius: Damit der Gang sittsam sei, muss er ernst, weder zu eilfertig, noch zu langsam sein. 

Montag, 11. August 2014

Die Eingezogenheit der Augen lehrte vor Allen der göttliche Heiland

8. Der heilige Ambrosius sagt: "Die Eingezogenheit heiliger Menschen ist für viele eine kräftige Ermahnung, sich zu bessern." „Wie schön ist es," setzt er hinzu, „daß du Anderen schon durch dein Erscheinen nützt.

So wird von dem heiligen Bernardin von Siena erzählt, dass er, noch bevor er in den Ordensstand getreten war, durch seine Gegenwart den Mutwillen frecher Jünglinge im Zaume gehalten habe, welche, wenn sie ihn kommen sahen, sogleich zu einander sagten: "Still! Bernardin kommt!" worauf alle sogleich ruhig waren, oder ein frommes Gespräch anfingen. 
Der heilige Gregor von Nissa berichtet von dem heiligen Ephrem, der durch sein bloßes Erscheinen andere zur Andacht bewog und keiner ihn ansehen konnte, ohne gerührt zu werden und sich zu bessern.

Auch vom heiligen Bernard wird erzählt, dass Papst Innozenz II., der ihn zu Clairveaux besuchte, sowie auch die Kardinäle bis zu Tränen geehrt wurden, als sie die Eingezogenheit 
des Heiligen und seiner Gefährten sahen, welche mit zur Erde geschlagenen Augen da standen

Ferner erzählt Surius von dem heiligen Mönche und Märtyrer Lucianus noch viel Bewunderungswürdigeres; nämlich dass dieser Heilige bloß durch seine Eingezogenheit die Heiden zum heiligen Glauben bekehrt habe, so dass Kaiser Maximilian, der dies wusste, als er den Heiligen zu sich berief, aus Furcht, er möchte, wenn er ihn sehen würde, ein Christ werden, ihn nie hat ansehen wollen, und deshalb zwischen sich und dem Heiligen einen Vorhang anbringen ließ, und auf diese Weise mit ihm geredet hat. 

Diese Eingezogenheit aber lehrte vor Allen unser göttlicher Heiland, indem, nach der Bemerkung eines gelehrten Schriftauslegers, die heiligen Evangelisten es immer sagen, wenn Jesus Christus bei einigen Gelegenheiten die Augen erhob. Und Er erhob Seine Augen auf über Seine Jünger (Luk. 6,20). Da nun Jesus Seine Augen aufhob (Joh. 6,5); ist ein Beweis, dass er dass Er gewöhnlich die Augen niedergeschlagen gehalten habe. Deshalb pries auch der Apostel die Eingezogenheit unseres Herrn und schrieb an die Jünger: Ich bitte euch durch die Sanftmut und Eingezogenheit Christi (2. Kor. 10,1).

Der heil. Basilius sprach Folgendes zu seinen Mönchen: "Meine Söhne! wenn wir die Seele gen Himmel erheben wollen, so müssen wir die Augen zur Erde gewendet halten. Darum sollen wir früh morgens, wenn wir vom Lager aufstehen, mit David sogleich unsere Seufzer zu Gott schicken und beständig rufen: 
Wende meine Augen ab, dass sie nicht Eitelkeit sehen (Psalm 118,37). 



Samstag, 10. Mai 2014

Über die "Eingezogenheit der Augen"

Anmerkung: "Eingezogenheit der Augen" bedeutet, nicht überall vorwitzig und neugierig umherzusehen, sondern sich idealerweise mit Gedanken an Gott zu beschäftigen.

7. Außerdem ist zu merken, dass die Eingezogenheit der Augen nicht nur zum eigenen Fortschritt in der Tugend, sondern auch zur Erbauung des Nächsten notwendig ist. Gott allein sieht in unser Herz; die Menschen sehen nichts als unsere äußern Werke, und werden dadurch entweder erbaut oder geärgert.

Aus dem Angesichte erkennt man den Mann. (Ekklesiasticus 19,26)*. Der fromme Christ muss ein brennendes und leuchtendes Licht sein
, wie das Evangelium des heiligen Johannes sagt (Joh. 5,35). Er muss eine Fackel sein, die im Herzen vor göttlicher Liebe brennt, und durch Eingezogenheit jedem, der ihn betrachtet, leuchten.
Er soll bedenken, was der Apostel seinen Jüngern geschrieben hat: Wir sind der Welt, den Engeln und den Menschen zum Schauspiele geworden (I. Kor 4.9). Und an einer anderen Stelle: Eure Sittsamkeit werde allen Menschen kund, denn der Herr ist nahe (Phil. 4,5). 

Wir Christen werden von den Engeln und von den Menschen genau beobachtet, daher muss unsere Eingezogenheit allen bekannt sein; wenn wir uneingezogen sind, werden wir in der Stunde ihres Gerichtes Gott strenge Rechenschaft geben müssen. Eine sittsame Person, welche die Augen stets niedergeschlagen hält, gereicht allen zur Erbauung und erweckt in uns heilige Gedanken. 

Bekannt ist , was der heilige Franz von Assisi einst getan hat: Er sagte zu einem Mitbruder, er wolle eine Predigt halten; ging hierauf mit ihm aus dem Kloster, und kehrte, nachdem er, lange mit zur Erde geschlagenen Augen herumgegangen, wieder in das Kloster zurück. Da fragte ihn sein Begleiter, wann er die Predigt denn halten werde. Der Heilige antwortete : Die Predigt ist gehalten worden durch die Eingezogenheit der Augen, die wir den Leuten zu betrachten gegeben haben. — 

Von dem heiligen Aloisius Gonzaga kann man lesen, dass während seines Aufenthaltes in Rom befand, die Studenten immer an der Klosterpforte warteten, wenn der Heilige aus und einging, um seine große Eingezogenheit und Sittsamkeit zu beobachten und zu bewundern. 

* siehe auch den Folgevers