In der Cistercienser Chronik wird erzählt, dass der heilige Bernard eines Tages einen Novizen mit Namen Achardus zu sich rief, und auf einen andren Novizen deutete, der noch am selben Tag aus dem Kloster fliehen würde und trug ihm auf, jenem, sobald er ihn fliehen sah, nachzugehen und und ihn anzuhalten. Wirklich sah Achardus in der folgenden Nacht einen Teufel, der sich dem bezeichneten Novizen nahte, und ihn zur Esslust versuchte, indem er ihm ein gebratenes Huhn an die Nase hielt.
Da wachte der Unglückliche auf, gab der Versuchung nach, nahm seine Kleider und machte sich auf den Weg, um aus dem Kloster zu entfliehen. Achardus holte ihn ein, aber vergebens; der Unglückselige, von der Lust zu essen überwunden, wollte in die Welt zurückkehren, wo sein Leben auf unselige Weise endete.
3. So lasst uns auf der Hut sein, damit wir nicht von diesem Laster überwunden werden.
Der heilige Augustinus sagt, es sei zwar notwendig, dass man zur Erhaltung des Lebens Speise zu sich nehme; man müsse sie aber nehmen, wie man Arzneien zu nehmen pflegt, nämlich nicht mehr als notwendig ist.
Die Unmäßigkeit im Essen bringt dem Leib und der Seele großen Schaden. Was den Leib anbelangt, ist es gewiss, dass die meisten Krankheiten von unmäßigem Essen verursacht werden.
Die Krankheiten des Leibes sind jedoch nur das kleinere Übel; ein viel größeres ist die Krankheit, welche sich die Seele dadurch zuzieht. Das Laster der Unmäßigkeit im Essen verfinstert den Verstand, wie der hl. Thomas von Aquin erklärt (S. Thom 2,2. quaest. 148. a. 6.) und macht ihn zu geistlichen Übungen und besonders zum Gebet untauglich.
Wie Fasten die Seele zur Betrachtung Gottes und der ewigen Güter fähig macht, so macht die Unmäßigkeit sie hierzu untüchtig.
Der heilige Johannes Chrysostomus sagt: "Wer den Bauch voll hat, gleicht einem schwer beladenen Schiff, das sich nur mit Mühe bewegen kann, und in großer Gefahr schwebt, zu Grunde zu gehen, wenn sich ein Sturm der Versuchungen erhebt."